Sonntag: Psalm 89, 1-19
Montag: Markus 2, 23-28
Dienstag: Markus 3, 1-6
Mittwoch: Markus 3, 7-12
Donnerstag: Markus 3, 13-19
Freitag: Markus 3, 20-30
Samstag: Markus 3, 31-35
Es steht in den Anfängen. „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne…“ – so schrieb Hermann Hesse in seinem Gedicht „Stufen“ im Jahr 1941 in einer Zeit, die kaum zur Postkartenidylle taugte. Das Markusevangelium weiß von einem mächtigen und trotzigen Zauber des Anfangens zu erzählen: Ein Prophet, der zur Umkehr ruft. Der Geist Gottes, der herabkommt. Ein neuer Prophet, der nach der Verhaftung seines Vorgängers nicht schweigt, sondern umso eindringlicher spricht und handelt: „Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen.“ (Markus 1,13)
Diesen Anfang entfaltet das Markusevangelium und führt ihn bis zum Ende fort – bis zum Ende am Kreuz. Das Kommen des Gottesreiches ist ein weiter Weg – nicht nur, aber auch für Jesus als den Protagonisten des Markusevangeliums. Denn jedem Anfang wohnen auch Konflikte inne. Jesu Wirken steht am Anfang. Die Gemeinschaft, die er ins Leben ruft, wird von Beginn an mit einer Vielzahl von Konflikten konfrontiert. Jesus gründet keinen neuen Verein und so geht es in diesen Konflikten nicht um Satzungen, Gremienwahlen oder Postenverteilungen.
Es geht um ernste Fragen und so beginnen die Konflikte: Menschen gestalten Gesetze, aber was dient den Menschen? (Markus 2,23-28) Und wann muss man Gott mehr gehorchen als den Menschen? (Markus 3,1-6) Jesus wirkt mit Macht, aber wessen Macht darf man in Anspruch nehmen und wieviel darf man sich von seinen Gegnern gefallen lassen? (Markus 3,22-30) Jesus wählt sich Schüler aus. Seine Familie aber hält sein Reden und Handeln für Irrsinn. Wen erwählt man sich auf dem Weg zum Gefährten, mit wem kann, mit wem will man Gemeinschaft haben? (Markus 3,13-21.31-35)
Dem Zauber des Anfangs entsprechen die Konflikte. Jesus weicht diesen Konflikten nicht aus. Er überspielt sie nicht. Er redet sie nicht klein. Der Weg vom hoffnungsvollen Anfang bis zum heilvollen Ende führt mitten durch diese Konflikte hindurch. Am Ende wird Jesus allein sein und er wird dennoch an den Gefährten festhalten. Am Ende werden die Gegner ihn töten und doch wird Jesus leben. Denn zwischen Anfang und Ende gilt es zunächst zu leben.
Der Zauber des Anfangs soll beschützen und helfen zu leben. Und Jesus lebt: Er und seine Gefährten essen, wenn sie hungrig sind. Sie heilen, wenn sie zu heilen vermögen. Sie diskutieren und streiten, wenn es die Situation erfordert. Das Leben Jesu und seiner Gefährten ist keine Postkartenidylle und keine gesicherte Existenz. Aber es ist wirkliches, wirksames und gelebtes Leben. Jesus und seine Gefährten leben ein Leben des Anfangs inmitten von Not und Konflikten. Jesus lebt. Es ist ein Anfang.
Dr. Michael Rydryck ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Neues Testament und Geschichte der Alten Kirche an der Universität Frankfurt a.M.