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Die Bibel lesen

Woche vom 22. bis 28. Dezember

Sonntag:    Psalm 74
Montag:     Jesaja 51, 17–52, 6
Dienstag:     Jesaja 52, 7-12
Mittwoch:     Lukas 1, 46-55
Donnerstag:     Lukas 2, 29-32
Freitag:     Jesaja 52, 13–53, 5
Samstag:     Jesaja 53, 6-12

Mit einem neuen Bild wird die Situation Israels im Exil beschrieben. Taumelkelch und Kelch des Grimms sind Gerichtssymbole. Israel war allein in seiner Not, ungetröstet in seinem Leid. Aber das soll sich ändern: Der Taumelkelch wird Israel aus der Hand genommen und seinen Peinigern gegeben werden.

Im zweiten Abschnitt wird an die Rolle eines Wächters, der das Umfeld beobachtet, angeknüpft. Er wird Frieden ansagen, Gutes und Heil und vor allem: Dass Jahwe nach Zion zurückkehrt. Die ganze Welt wird dieses Heil durch Gott sehen. Mit den Tempelgefäßen sollen die Israeliten deshalb in einer Prozession aus Babylon ausziehen. Gott selbst wird diesen Zug umrahmen. In einem Nachtrag zu diesem vorläufigen Buchabschluss wird dem Knecht nun endgültig Erfolg und Rehabilitierung bis in sein Äußeres zugesagt.

In Kapitel 53 begegnet uns ein weiteres, in der theologischen Tradition höchst bedeutendes Gottesknechtslied. Ab Vers 4 erfahren wir eine weiterführende Interpretation seines Schicksals. Es ist vom stellvertretenden Leiden die Rede. Nicht wegen seiner Schuld ist der Knecht von Gott geschlagen worden – vielmehr trägt er die Folgen der umfassenden Sünde des Volkes.

Ansätze zum Verständnis eines stellvertretenden Leidens sind in der jüdischen Tradition vorhanden, etwa in der Tradition des Sündenbockes, aber auch in der Fürbitttradition oder den Zeichenhandlungen Hesekiels. In unserem Text taucht das Bild des Lammes auf. Betont wird, dass der Knecht sein Leiden freiwillig und passiv erträgt. Er weiß, es geht nicht um Strafe für sein Fehlverhalten, sondern um einen Auftrag: Indem er diese Stellvertretung übernimmt, schafft er dem Volk Gerechtigkeit.

Dabei spielt hier weniger der Gedanke einer notwendigen Sühne zur Besänftigung Gottes eine Rolle, als vielmehr das Ziel Jahwes, seinen Heilsplan für die Welt zu verwirklichen. Das göttliche Heil für die Welt wird gewaltlos, in Ohnmacht erwirkt.

Nach Meinung vieler Forscher haben wir es in Kapitel 54 und 55 (siehe Bibellese für die Woche 1/2020, Seite 12) mit einem Nachtrag zu tun, der die Naherwartung der Wende zum Ausdruck bringt. Der Bund, für den David steht, wird erneuert und auch hier nicht auf ein nationales Königtum gerichtet, sondern auf die Völkerwelt erweitert. Schließlich wird, nach dieser großen Verheißung, eingeladen, sich Jahwe zuzuwenden.

Wo noch Zweifel herrschen, wird auf die höheren Wege und Gedanken Gottes im Vergleich zu denen der Menschen verwiesen. Zu großem Vertrauen in die Verkündigung ist hier eingeladen; vorausgesetzt es ist Gottes Wort. In Bildern beschreibt schließlich ein Heils- und Erlösungsorakel die wunderbare bevorstehende Heimkehr des Volkes.