Artikel teilen:

Die Bibel lesen

Woche vom 4. bis 10. Oktober Sonntag: Psalm 104 Montag: Matthäus 22,1-14 Dienstag: Matthäus 22,15-22 Mittwoch: Matthäus 22,23-33 Donnerstag: Matthäus 22,34-46 Freitag: Matthäus 23,1-22 Samstag: Matthäus 23,23-39

Die „lange Reise“ durch das Matthäusevangelium geht zu Ende. Nur die beiden endzeitlichen Kapitel 24 und 25 werden noch für den Schluss des Kirchenjahres aufgespart und runden vom Bußtag an das Matthäusjahr ab. So sinnvoll solche Aufteilungen sein mögen, in der Absicht des Evangelisten lagen sie nicht. Deswegen ist es geraten, noch einmal den Gesamtzusammenhang zu bedenken. Auch für Matthäus trifft zu: Alle vier Evangelien haben ihre Mitte in Kreuz und Auferstehung. Auf diese Mitte ist alles andere bezogen. Und man muss auch bedenken, dass die Evangelien im Rückblick auf diese Mitte verfasst worden sind. Auch das, was historisch vor der Verurteilung Jesu liegt, ist aus der wissenden Erinnerung geschrieben und nicht mehr in der Unbefangenheit und Unsicherheit der ursprünglich Beteiligten. Das trifft insbesondere auch auf die Kapitel 22 und 23 zu. Da hat der Evangelist kaum noch die alten Pharisäer oder Sadduzäer im Blick, sondern die Leute seiner Gegenwart. Das Gleichnis von der königlichen Hochzeit ist nicht in erster Linie für Heiden gedacht, sondern geht an die, die noch immer nicht begriffen haben, welcher König da einlädt, und stolz und hochmütig, ja aggressiv und mit Gewalt die Zuwendung des Allerhöchsten ausschlagen. Offenbar steht für Matthäus (22, 7 und besonders 23, 37) sogar die Zerstörung Jerusalems im Jahre 70 in Zusammenhang mit dieser Uneinsichtigkeit bestimmter Rechtsgläubiger. Wobei die neu Hinzugekommenen auch gewarnt (22, 11) werden: Man kann zu Gott kommen, wie man will, aber man darf nicht bleiben so wie man kam. Nicht gemeint ist mit dieser Warnung, dass alle Neuen zuerst jüdische Frömmigkeit „anziehen“ müssten.

Bei der Frage nach dem „Kaisergroschen“ lohnt ein Blick auf Römer 13, wo Paulus auf das Verhältnis der Christen zum (römischen) Staat zu sprechen kommt. Die Frage nach der Situation einer Frau, die nacheinander mehrere Ehen einging, ein Vorgang, der gar nicht so weit weg von der vorhandenen Wirklichkeit war, entlarvt nur die gemeine und lebensfeindliche Heuchelei der Fragesteller. Es gibt unzählige Menschen, die aus einer Vielfalt von Gründen mehrere Ehen eingegangen sind, bei den gegenwärtigen Senioren waren die Kriegswitwen am meisten betroffen, die doch gewiss hoffen dürfen, in Gottes Reich aufgenommen zu werden. Der menschliche Verstand reicht für die Dimensionen in Gottes Reich nicht aus. Das höchste Gebot ist keine Neuerung Jesu, sondern eine Erneuerung des uralten mosaischen „An-Gebotes“ Gottes. Die Zornesrede geht auch an die Neuen, die in der Gemeinde alles besser wissen und anderen vorschreiben wollen.