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Die Bibel lesen

Woche vom 13. bis 19. September Sonntag: Psalm 78, 32-55 Montag: Matthäus 17,22-27 Dienstag: Matthäus 18,1-9 Mittwoch: Matthäus 18,10-14 Donnerstag: Matthäus 18,15-20 Freitag: Matthäus 18,21-35 Samstag: Matthäus 19,1-12

Es folgt bereits die zweite Leidensankündigung, obwohl sich Jesus mit den Seinen noch in Galiläa aufhält: Er wird „ausgeliefert“ werden – und sein, der Mensch in Menschenhand! Bei allem Unterwegssein ist Kapernaum (Kfar Naum) doch so etwas wie ein Zuhause für Jesus, fast wie sein Wohnsitz. Dort zahlt er auch die übliche Jerusalemer Tempelsteuer, obwohl Juden als „Kinder“ im eigenen Haus eigentlich davon frei sein sollten. Über diese Lappalie will er jedoch keinen Streit, der soll um die wichtigen Inhalte gehen. Deswegen zahlt er die geforderte (Doppel-)Drachme souverän und verächtlich zugleich.

In den Abschnitten dieser Wochen stehen wieder viele Kernaussagen christlichen Lebens: Werdet wie die Kinder! Zwar sind sie klein, aber gerade darum zeigen sich an ihnen die Grundvoraussetzungen allen Lebens. Sie brauchen eine tragende Gemeinschaft, in der sie auf- und angenommen sind. So weit könnte diese Szene noch eine schöne Idylle sein, als die sie ja auch oft von Künstlern dargestellt worden ist. Aber es gibt noch einen anderen Hintergrund. Denn das Kind, das Jesus heranruft, war vermutlich ein Waisenkind, wie es viele gab. Die sozialen Netze in den Großfamilien funktionierten normalerweise, aber Krankheiten, Missernten oder Steuerlasten führten oft in unvorstellbare Armut. Die in der Regel jung verheirateten Frauen hatten nicht selten über zehn Schwangerschaften und starben oft genug im Kindbett. Dann wurden die Kinder „weggebracht“. Sie wurden zum „Kostenfaktor“ erniedrigt. Am Ende wurden viele sogar als billige Arbeitskräfte verkauft und ausgebeutet. Dieses Kind vor Jesus brauchte ein Zuhause, aber offenbar fand sich niemand. Seine Aufnahme wäre ein rechter „Christusdienst“. Diese Geschichte hat denn auch die Rolle der Kinder in christlichen Gesellschaften nachhaltig verändert. Sie bekamen einen eigenen Wert, sie waren weder die kleinen Erwachsenen noch die billigen Arbeitskräfte oder bloß die quäkenden Mäuler, die gestopft werden mussten. Kinder haben eigene Menschenrechte, zum Beispiel das auf Erziehung, auf Schule und Ausbildung, auf Familie und Gemeinde
In 18,18 wird deutlich, dass sich die Vollmacht zu binden oder zu lösen nicht nur auf Petrus bezieht, sondern auf alle. Es gilt: Wenn sich zwei oder drei zu einem Gebetsanliegen verabreden, wird Jesus dabei sein. Gewiss kann man diese Zusage dann vom Gebet im Kleinen auch auf alle „Gottes-Dienste“ ausdehnen.
Unbegrenzt und eindeutig ist der Auftrag an alle Christen, Vergebung zu verwirklichen und zwar gegen alle Enttäuschungen und Widerstände auch im eigenen Ich (wie bei Petrus).