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Die Bibel lesen

Woche vom 27. Januar bis 2. Februar

Sonntag:    Psalm 107, 23-43
Montag:     Römer 3, 1-20
Dienstag:     Römer 3, 21-31
Mittwoch:     Römer 4, 1-12
Donnerstag:     Römer 4, 13-25
Freitag:     Römer 5, 1-11
Samstag:     Römer 5, 12-21

Den Gedanken, dass alle Menschen der Macht der Sünde, der Entfremdung von Gott, unterworfen sind und sich vor ihm auf nichts berufen können, führt Paulus in den folgenden Kapiteln zum Ziel: Weil der Mensch, wenn er nur sich selbst hat, verloren ist, hat sich Gott in Christus über alle erbarmt.

Der Zugang zu diesem Erbarmen ist der Glaube. Der Tod Jesu am Kreuz ist das Zeichen der Hingabe Gottes und Ausdruck seiner Versöhnung. Wer schuldig ist und sich in Gottes Erbarmen flüchtet, der empfängt Gerechtigkeit.Dass in Christus ein Unschuldiger den Tod auf sich nimmt, richtet die Gerechtigkeit Gottes auf: Das Gesetz wird nicht aufgehoben, sondern durch Christus erfüllt.

Mit dem Vorwurf, das Gesetz zugunsten der Heiden zu relativieren, muss sich Paulus offenbar zu Beginn von Kapitel 3 auseinandersetzen. Dabei kommt eine weitere Grundlinie des Römerbriefes in den Blick: Die Auseinandersetzung mit der besonderen Stellung von Gottes auserwähltem Volk Israel im Zusammenhang mit der Gnade, die allen Menschen, Juden wie Heiden, gilt. Das 4. Kapitel führt dazu einen Schriftbeweis an. Abraham, der Tradition nach Stammvater Israels, wird hier zum Zeugen dafür, dass Gottes Versöhnung allen gilt, die glauben, also auch den (Heiden-)Völkern. Paulus begründet das damit, dass Abraham Gott vertraute und deshalb als gerecht angesehen wurde, noch bevor er das Zeichen der Beschneidung empfing, das Israel als Volk Gottes kennzeichnet.

Für uns mag diese Argumentation ungewohnt sein; sie ist auch für den Schriftgelehrten Paulus kühn, denn er überschreitet damit die Grenzen seiner eigenen jüdischen Auslegungstradition, ohne allerdings die besondere Bedeutung seines Volkes einzuebnen, wie die Kapitel 9 bis 11 zeigen werden. Der Frieden mit Gott, der zu Beginn von Kapitel 5 genannt wird, bedeutet deshalb auch Frieden zwischen Juden, Judenchristen und Heidenchristen und bewährt sich im Leiden, das bevorsteht (Verse 3-5). Der Frieden gründet in der Liebe Gottes, die im Leiden und Sterben Christi sichtbar geworden ist.

Anders als bei antiken Vorbildern, wo Menschen um der Freunde oder um einer guten Sache willen ihr Leben riskieren, ist Christus für die Menschen gestorben, als sie Gott fern waren und nichts Gutes vorweisen konnten. In der Gegenüberstellung von Adam, an dem anschaulich wird, wie die Sünde über den Menschen herrscht, und Christus, mit dem die Vergebung und damit der Neuanfang möglich werden, veranschaulicht Paulus seine Argumentation.