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Die Bibel lesen

Woche vom 5. bis 11. August

Sonntag:    Psalm 59
Montag:     Johannes 8, 46-59
Dienstag:     Johannes 9, 1-12
Mittwoch:     Johannes 9, 13-23
Donnerstag:     Johannes 9, 24-34
Freitag:     Johannes 9, 35-41
Samstag:     Johannes 10, 1-10

Es geht um die Frage: Wer ist dieser Jesus von Nazareth? Jesus weiß, wer er selber ist und lebt in seiner innigen Verbindung zum Vater. Die anderen stellen als Gegenfrage: Was machst du aus dir selber? Das führt dann in der Konsequenz zu der Entscheidung für oder wie hier gegen Jesus. Dabei kommt es im Ansatz schließlich zu einer spontanen Steinigung – zu einer wüsten, unberechenbaren Lynchjustiz, der sich Jesus entziehen kann in den Zufluchtsort vor jeder Gewalt, den Tempel.

Weiterhin bedenken sollte man auch hier im Schlussteil den Vers 8,31: Jesus sprach zunächst einmal zu den Juden, „die an ihn glaubten“. Das sind offenbar nicht nur die Jünger, sondern ein Kreis von Wohlmeinenden, die schon einen Schritt auf Jesus hin getan haben. Allerdings ist schwer zu entscheiden, welche Abschnitte der Rede sich auf diese Gruppe beziehen und welche auf die Gegner, also vor allem die Pharisäer. Schon ab Vers 33 hat man ja nicht mehr den Eindruck, dass Jesus mit Freunden redet, die er überzeugen und werben will.

Zu den zentralen und bedeutungsschweren Geschichten des Neuen Testamentes gehört die Heilung des Blindgeborenen, die das ganze Kapitel neun ausfüllt. Der Ausgangspunkt ist nicht der Wunsch nach einer Heilung wie sonst, wo entweder der Betroffene selbst (wie Bartimäus) oder aber ihm nahestehende Menschen (wie beim Gelähmten) sich flehend an Jesus wenden: Wenn du kannst, hilf mir, hilf ihm. Eine Heilung schien hier anfangs überhaupt nicht im Blick zu sein, gar nicht im Bereich des Denkbaren oder Möglichen.

Die Jünger fragen vielmehr nach dem Warum. Sie wollen die Schuldfrage klären. Ist Krankheit eine Strafe Gottes für menschliche Schuld, entweder der eigenen oder – weil das hier ja offenbar nicht der Fall ist – die der Eltern? Ist Krankheit oder Behinderung immer etwas, was zu den „Schattenseiten des Lebens“ gehört, Zeichen des göttlichen Zorns und womöglich sogar Beweis der Verlorenheit?

Die Antwort Jesu öffnet eine ganz andere Sicht: Die Werke Gottes, seine Liebe und Zuwendung sollen an diesem Menschen offenbar werden. Viele Menschen mit ihren Krankheiten und Behinderungen wurden schon zu Lehrmeistern des Lebens. Blinde machen andere sehend. Aber auch: Vermeintlich Sehende bleiben blind für das Wesentliche. Und das ist vielleicht sogar das größere Problem.