Artikel teilen:

Die Bibel lesen

Woche vom 1. bis 7. Juli

Sonntag:    Psalm 73
Montag:     Hosea 9, 10-17
Dienstag:     Hosea 10, 1-15
Mittwoch:     Hosea 11, 1-11
Donnerstag:     Hosea 12, 1-11
Freitag:     Hosea 13, 1-14
Samstag:     Hosea 14, 2-10

Die Schlusskapitel des Hoseabuches nehmen die verschiedenen Themen der prophetischen Verkündigung noch einmal auf. Gottes bewegende Klage erinnert eindringlich an die Hoffnungen, die er in sein Volk gesetzt hat. Was hat Gott alles aufgewendet, um Ephraim(der Name des jüngsten Josefssohnes steht oft für das gesamte Nordreich) zu lehren und zu schützen. Wie ein Vater sein kleines Kind hat er es auf dem Arm gehalten. Er ließ ihn „ein menschliches Joch ziehen“, in Seilen der Liebe gehen und half ihm, das Joch auf dem Nacken zu tragen (11,4). Und trotz aller Zerstörung, die im Krieg über das Land kommen wird, kann Gott dieses Volk nicht preisgeben.

Aber wie ein Löwe, der lange geruht hat, so dass manche schon zweifeln mochten, ob er überhaupt noch da wäre, so wie dieser König der Steppe sich abends erhebt und durch sein rollendes Gebrüll die Steppe zittern lässt, so wird auch Gott sich erheben und seine Herrschaft gewaltig anzeigen, so dass die Machtverhältnisse dieser Welt klargestellt werden und alle Völker zu ihm ziehen.

Der Vergleich Gottes mit einem brüllenden Löwen ist natürlich drastisch und für europäische Ohren nicht so unmittelbar  verständlich wie im Heimatland Hoseas, aber nicht umsonst haben auch hier viele Herrscherhäuser die Löwen als Symbol weiträumiger Macht gewählt.

Auch wenn im September noch die Propheten Zephanja und Habakuk auf dem Leseplan stehen, so sind doch die zentralen Abschnitte dieser Verkündigung in diesem Kirchenjahr hiermit abgeschlossen. Darum ist ein Rückblick geboten in jene Zeit: Das Volk Israel war politisch bereits geteilt in das Nord- und Südreich, aus Gottes Sicht war es aber ein Volk geblieben. Amos aus dem Süden wirkte im Norden, und Hosea aus dem Norden entfaltete zumindest in seinen Niederschriften im Südreich seine Wirkung. Die Menschen in dieser Zeit der zerfallenden politischen Ordnung, aber noch vor dem Exil, erlebten viele Umbrüche und Unsicherheiten.
In dieser turbulenten Zeit entstanden die gewaltigen Worte und Bilder der Propheten, die bis heute ihre Aussagekraft und Eindringlichkeit behalten haben. Es sind keine Wahrsager, sonder Wahrheitsverkündiger, die im Grunde nicht Neues ausdrücken, sondern nur die alte Zusage Gottes konkret fassen: Er hält seinen Bund! Aber die Propheten verschweigen auch nicht die grausame Wahrheit, die eintritt, wenn der Mensch, Gottes Volk, keine Antwort darauf gibt.