Sonntag: Psalm 98
Montag: Hebräer 1, 1-4
Dienstag: Hebräer 1, 5-14
Mittwoch: Hebräer 2, 1-10
Donnerstag: Hebräer 2, 11-18
Freitag: Hebräer 3, 1-6
Samstag: Hebräer 3, 7-19
Das „wandernde Gottesvolk“ ist das Bild des Hebräerbriefes für die christliche Gemeinde. Dieses Motiv wird vor allem in 3,7 bis 4,13 dargestellt. Deswegen empfiehlt es sich auch, diesen Abschnitt zuerst und vorab zu lesen. Das andere zentrale Thema des Hebräerbriefes lautet: „Christus ist der wahre Hohepriester!“ Das wird dann in dem Hauptstück 7,1-10;18 ausgebreitet. Die frühe Kirche hat Paulus für den Verfasser des Briefes gehalten und als Adressaten wegen des schriftgelehrten Inhaltes den Sammelbegriff „Hebräer“ vorangestellt. Hebräer sind in den Augen der damaligen Christen wohl vor allem die jüdischen Theologen, die Wahrer des uralten hebräischen Glaubens, dessen Grundlagen im ersten Testament voll und ganz im Christentum gültig blieben.
Die Grundbedeutung dieses Begriffes ist ganz allgemein „der Umherirrende oder Umherziehende, der nirgends wirklich sesshaft sein kann“, eine Bedeutung, die auch in den Eigennamen Abraham (arabisch Ibrahim) steckt, und das gibt hier einen umfassenden Sinn: Denn Christen sind immer „auf dem Weg“, sie haben das himmlische Ziel, aber sie sind noch nicht dort. Jedoch bleiben sowohl der wahre Autor als auch die ursprüngliche Leserschaft und letztlich auch der Charakter, der Grund und die Absicht dieses Schreibens, das vermutlich um das Jahr 90 abgefasst ist, ungewiss. Für einen Brief fehlen praktisch alle (auch der Schluss ist kaum mehr als ein Gruß) gängigen Formen, besonders für einen im Griechischen üblichen. Aber selbst wenn man annimmt, der Text sei ursprünglich hebräisch geschrieben und erst später ins Griechische übersetzt worden, wird die Deutung nicht leichter. Denn auch im Orient pflegte man im Schriftverkehr andere Formen als in diesem Fall.
Das macht die Lektüre zwar nicht leicht, aber spannend, und sie führt zu überraschenden, helfenden und wohl auch tröstenden Erkenntnissen für die heutige Lage der Christen und der Kirche. Nicht umsonst sind viele Zitate aus dem Hebräerbrief geflügelte Worte geworden, nicht nur die fett gedruckten.
Die Leseabschnitte dieser Woche bilden so etwas wie einen Auftakt zu der eigentlichen und zentralen Aussage des Hebräerbriefes. Die Geschichte des ersten Gottesvolkes auf der Wanderung erlebt durch das Christusgeschehen einen Einschnitt. Als Gottes Bevollmächtigte traten zuvor die Engel, die Boten in den Vordergrund, aber Christus ist mehr als die Engel. Und auch Himmel und Erde sind zwar Gottes Werk, aber sie werden vergehen wie ein Gewand vergeht, Christus hingegen steht über allen Zeiten und über allen Welten.