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Die Bibel lesen

Woche vom 26. November bis 2. Dezember

Sonntag:    Psalm 46
Montag:    1. Thessalonicher 5, 1-11
Dienstag:    1. Thessalonicher 5, 12-28
Mittwoch:    2. Thessalonicher 1, 1-12
Donnerstag:    2. Thessalonicher 2, 1-12
Freitag:    2. Thessalonicher 2, 13-17
Samstag:    2. Thessalonicher 3, 1-18

Zwischen der Gemeinde in der makedonischen Hafenstadt und den Missionaren, die nun an sie schreiben, herrscht tiefes Einvernehmen. Man hat Freude aneinander, das lässt der Briefwechsel an vielen Stellen spüren. Man vertraut den neuen Wegen, alles ist noch jung und frisch.

Die ersten drei Kapitel geben uns ein anschauliches Bild vom Leben in der frühen Christenheit. Menschen, die kurz zuvor noch Heiden waren (1,9), haben die Kraft des neuen Glaubens überwältigend erfahren. Das Evangelium hat sie umgewandelt, neues Leben geschenkt, sie geradezu neu erschaffen. Gewiss haben sich die Menschen in freier Entscheidung auf diesen Weg begeben, aber in allem ist doch auch Gottes Wirken spürbar. Sie sind „Nachfolger der Gemeinden in Judäa“ geworden. Für Paulus sind sie bereits Vorbilder (1,7), die auch anderen ein gutes Beispiel christlichen Lebens geben können.

Aber im Nahen Osten, wie an vielen anderen Stellen des römischen Weltreiches auch, lebte man in der Erwartung des baldigen Weltendes. Paulus selbst meint sogar zu denen zu gehören, die die Wiederkunft Christi noch im eigenen Leben sehen werden (4,15).

Klar ist: Der Tag des Herrn wird kommen wie ein Dieb in der Nacht (5,1). An diesem Punkt setzen die Ermahnungen an, ohne die kein Paulusbrief überliefert ist. Paulus fordert „Nüchternheit“ und „Heiligung“. Jedermann soll für seinen Lebensunterhalt durch eigener Hände Arbeit sorgen und keineswegs angesichts des Endes die Brocken hinschmeißen und alles auf den Kopf hauen. Mit Schwärmerei oder Ekstase hat Paulus nichts im Sinn.

Dieselben Verfasser wie beim ersten Brief sind auch im zweiten genannt: Paulus, Silvanus und Timotheus. Außerdem trägt der Brief ein Echtheitszeichen: Während der ganze Text wie üblich einem gelernten Schreiber diktiert wurde, fügt Paulus mit eigener Hand einen Gruß an – wie die Unterschrift unter ein Dokument. Aber gerade das hat Forscher grübeln lassen, ob dieser Brief denn nun wirklich echt ist, weil bei allen anderen Paulusbriefen, auch den ganz zweifelsfrei echten, eben dieses Zeichen fehlt. Außerdem stellt sich die Frage, warum ein dem ersten Brief so ähnlicher Text nochmal an dieselbe Gemeinde geschrieben wurde. Kann es sein, dass dieser zweite Brief an eine Nachbargemeinde ging? Andere wiederum haben vermutet, dass der zweite mehr an den jüdischen Teil der Gemeinde gerichtet war, weil er mehr alttestamentliche Bezüge enthält. Aber andererseits: Hat Paulus nicht jede Gruppenbildung stets bekämpft?

Inhaltlich fällt auf, dass im zweiten Brief versucht wird, die Enttäuschung über das Ausbleiben der Endzeit aufzufangen.