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Dialog der Religionen muss im Alltag ankommen

RECKLINGHAUSEN – Interreligiöser Dialog kann nach Ansicht des Pfarrers Hartmut Dreier aus Marl nicht nur auf wissenschaftlicher Ebene stattfinden, sondern muss im Alltag der Menschen ankommen. „Wenn wir zusammen arbeiten, diskutieren und feiern, wird es möglich, über alle Unterschiede hinweg Gemeinsamkeiten zu entdecken und Freundschaften zu schließen“, sagte der evangelische Pfarrer im Ruhestand bei einem Begegnungsabend mit Juden, Christen und Muslimen im Haus des Kirchenkreises in Recklinghausen. Ein Beispiel dafür sei das Abrahamsfest in Marl, das seit 2001 etwa durch Theater-, Kunst- und Musikprojekte Begegnungen zwischen den Religionen ermöglichen will.
Isaak Tourgmann, Kantor der jüdischen Gemeinde Recklinghausen, kritisierte den Missbrauch von religiösen Inhalten im Sinne von staatlichen Machtinteressen und Ideologien. Er wünsche sich kluge Gläubige, die nicht auf solche politischen Tricks hereinfielen, sagte Tourgmann. „Toleranz und Respekt entstehen im Gespräch, in gemeinsamen Projekten und Diskussionen“, betonte er.
Muhammet Catmak, Mitglied der Moscheegemeinde Marl, erklärte, es gebe in den drei Buchreligionen so viel Gemeinsames und Verbindendes, dass es absurd sei, sich auf die wenigen Unterschiede zu konzentrieren: „Es geht darum, aus den gemeinsamen Überlieferungen das Beste herauszufiltern und die Zielrichtung und Absicht der Erzählungen zu begreifen“, sagte Catmak.
Die Anwesenden betonten, es sei eine gemeinsame Verantwortung, dafür zu sorgen, dass etwa die Geschichten um Abraham trotz einer wachsenden atheistischen Bewegung nicht in Vergessenheit gerieten. Auch dazu leiste das Abrahamsfest, das längst über die Grenzen Marls hinausgeht, einen wichtigen Beitrag. epd