Artikel teilen:

Diakoniepräsidentin fordert Schulterschluss gegen Wohnungslosigkeit

Menschen ohne Wohnung benötigen nach Auffassung der bayerischen Diakoniepräsidentin Sabine Weingärtner „einen echten Zugang zum Wohnungsmarkt“. Bei einem Fachtag Wohnungslosenhilfe der Diakonie Bayern am Mittwoch unter dem Motto „Zugang. Zukunft. Zuhause“ forderte sie eine Gesamtstrategie. In allen Sozialberatungsstellen werde deutlich, „das Problem ist so groß, wir müssen daher gemeinsam eine Gesamtstrategie mit verschiedenen Akteuren entwickeln.“ Wohnungslosigkeit könne nur im Schulterschluss von Bau-, Wohnungs- und Sozialpolitik vermeidbar und überwindbar sein.

Jörn M. Scheuermann, der die Wohnungslosenhilfe in Südbayern koordiniert, rechnete bei einem Podiumsgespräch vor, dass in der Bundesrepublik jährlich 30 Milliarden Euro für Wohngelder bezahlt würden und zwei Milliarden in die Förderung vom sozialem Wohnungsbau fließen. „Diese Zahlen müssten wir umdrehen“, sagte Scheuermann. Er forderte auch, „Geschäftsmodelle“ mit Wohngeldempfängern abzustellen. In München komme es vor, dass die Stadt 1.600 Euro Miete für einen Platz in einem 14 Quadratmeter großen Vierbettzimmer zahle.

Ebenfalls mehr Fördermittel für den Bau von Wohnungen hält Hans Maier, Verbandsdirektor des Verbands der bayerischen Wohnungsunternehmer (VdW Bayern), für nötig. „Wir brauchen das Geld, damit wir Wohnungen für Menschen mit normalem Einkommen bauen können“. Auch müssten die Standards fürs Bauen gesenkt werden, „denn einer, der gerade vier Wände braucht, braucht nicht unbedingt 14 Steckdosen im Zimmer“. Die Wohnungsunternehmer würden derzeit eine Mangelwirtschaft verwalten, berichtete Maier am Beispiel einer Wohnungsgenossenschaft in Kempten, die 2.000 vermietete Wohnungen besitzt und derzeit 2.000 Bewerbungen vorliegen hat.

Die Diakonie unterhält in Bayern nach eigenen Angaben mehr als 200 Angebote und Dienste der Wohnungsnotfallhilfe. An 26 Standorten in Bayern wurden verschiedene Modellprojekte aus dem Aktionsplan „Hilfe bei Obdachlosigkeit“ der bayerischen Staatsregierung realisiert, hieß es. (3209/15.10.2025)