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Deutscher Sachbuchpreis für Comic über Steinzeit-Frauen

Männer jagen, Frauen schweigen? Eine Comiczeichnerin bricht mit diesem Steinzeit-Klischee. Für ein Werk über Frauen in der Frühgeschichte gewinnt sie den Deutschen Sachbuchpreis.

Die österreichische Comiczeichnerin Ulli Lust hat den mit 25.000 Euro dotierten Deutschen Sachbuchpreis erhalten. Sie wurde am Dienstagabend in Hamburg für ein Werk über Frauenbilder in der Steinzeit ausgezeichnet. In “Die Frau als Mensch. Am Anfang der Geschichte” zeige sie, dass die Rolle von Frauen in der Menschheitsgeschichte weitgehend unsichtbar blieb, so die Jury laut Mitteilung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Der Preis wurde in der Elbphilharmonie verliehen.

Laut Lust werden in Büchern über die Steinzeit vorrangig Männer beim Jagen, Feuerstein Schlagen oder Höhlen Bemalen dargestellt. Allerdings zeigten die meisten Menschenbilder, die Menschen aus der letzten Eiszeit hinterlassen haben, Frauen. In ihrem dokumentarischem Comic hat sie Beispiele solcher Bilder nachgezeichnet und erzählt die Geschichten dahinter.

Lust breche mit ihrem Buch festgefahrene Vorstellungen auf, so die Jury weiter. “Der lange Zeit vorherrschende Blick auf den Menschen als Mann ist grundlegend revisionsbedürftig.” Das zeige das Buch anhand eines originellen Ineinandergreifens von wissenschaftlichen Erkenntnissen aus Archäologie, Anthropologie und Kunstgeschichte. Zudem werde das Genre des Sachbuchs durch die virtuose Verbindung von Bild und Wort auf das Schönste erweitert.

Nominiert für den Preis waren sieben weitere Bücher. Sie beschäftigen sich unter anderem mit der Digitalisierung, mit der Rückkehr des Kriegs und mit Klimawandel. “In Ihnen spiegeln sich wie in einem Mosaik die Fragen der Zeit wider”, sagte die Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Karin Schmidt-Friderichs, bei der Verleihung. Sie appellierte an alle Leser, sich nicht mit schnellen Antworten zufriedenzugeben und “Dumpfheit, Populismus und Allmachtsfantasien”, die Stirn zu bieten.

Die Nominierten wurden laut Angaben von der siebenköpfigen Jury aus 234 Titeln ausgewählt, die ab April 2024 erschienen sind. Hinter dem Sachbuchpreis steht die Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Sie vergab die Auszeichnung zum fünften Mal. Im vergangenen Jahr ging sie an Christina Morina für ihr Buch “Tausend Aufbrüche. Die Deutschen und ihre Demokratie seit den 1980er Jahren”.