Angesichts stark zurückgegangener Zahlen bei fast allen Singvogelarten zeigt sich der Naturschutzbund (Nabu) Niedersachsen besorgt. Im Vergleich zum Vorjahr gab es zwischen Borkum und Eichsfeld im Mittel einen Rückgang um minus 17,7 Prozent, wie der Nabu am Dienstag in Hannover mitteilte. Dies zeigten die Ergebnisse der größten wissenschaftlichen Mitmachaktion Deutschlands, der „Nabu-Stunde der Wintervögel“.
Die zehn am häufigsten gemeldeten Singvogelarten hätten ausnahmslos im zweistelligen Prozentbereich ungewöhnlich starke Bestandsrückgänge erlitten, hieß es. „Es sind durchweg Arten, die zu den häufigen Vögeln im Siedlungsraum gehören und in Dorf und Stadt eigentlich noch weitläufig anzutreffen sind“, sagte der Landesvorsitzende Holger Buschmann. Jetzt zeigten sich bundes- wie landesweit außergewöhnlich starke Rückgänge im Vergleich zum Vorjahr.
Bei dem am häufigsten vorkommenden Vogel in Niedersachsen, dem Haussperling, gab es ein Minus um 13 Prozent. Auf den weiteren Plätzen folgen die Kohlmeise (minus zehn Prozent) und die Blaumeise (minus 16 Prozent). Die Amsel ist den Angaben zufolge der am vierthäufigsten vorkommende Vogel. Sie hatte unter dem Usutu-Virus zu leiden und wurde 40 Prozent weniger als 2023 gemeldet.
Buschmann forderte eine akribische wissenschaftliche Aufarbeitung der Ursachsen. Als bereits bekannte Faktoren nannte er erhebliche Rückgänge bei Insekten, der Hauptnahrung der Singvögel. Zu den Ursachen zählten die Klimakrise, eine extrem nasse Witterung im Vorjahr und die Intensivierung der Landwirtschaft. Zudem fehlten naturnahe Gärten und Parks. Zu viele Flächen seien versiegelt. Buschmann appellierte an Privatpersonen, Wirtschaft und Politik, dem Naturschutz mehr Aufmerksamkeit zu widmen.