Predigttext am Sonntag Invokavit: Hebräer 4,14–16
Weil wir denn einen großen Hohenpriester haben, Jesus, den Sohn Gottes, der die Himmel durchschritten hat, so lasst uns festhalten an dem Bekenntnis. Denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht könnte mit leiden mit unserer Schwachheit, sondern der versucht worden ist in allem wie wir, doch ohne Sünde. Darum lasst uns freimütig hinzutreten zu dem Thron der Gnade, auf dass wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden und so Hilfe erfahren zur rechten Zeit.
Von Rajah Scheepers
Lieber Verfasser des Hebräerbriefes,zunächst einmal herzlichen Dank für Deine Zeilen, die uns als Gemeinden am 11. März 2019 erreichen werden. Du hast sie in ganz andere Zeiten und zu völlig anderen Menschen gesprochen, als wir sie heute als Prediger und Predigerinnen sprechen sollen und versprechen wollen. Das Wort vom „Hohepriester“ – und bitte nimm es nicht persönlich – es ist uns verdächtig geworden. Zunächst ist es uns als Protestanten und Protestantinnen fremd geworden, denn seit 500 Jahren sprechen wir, wenn wir von den Geistlichen unserer Kirche sprechen, von Pfarrern. Hinzu gekommen sind vor einigen Jahrzehnten noch die Pfarrerinnen. Priester – und in manchen Kirchen auch Priesterinnen – sind für uns zunächst die Geistlichen anderer Konfessionen, der römisch-katholischen, der griechisch-orthodoxen oder der anglikanischen. Aus unserer eigenen Tradition hingegen scheint der Begriff „Priester“ ausgewandert zu sein. Doch das ist nur zur Hälfte richtig: Ich möchte gerne ein Thema herausgreifen, von dem ich denke, dass es zum guten und wichtigen Erbe der Reformation gehört – und lange genug verschüttet gewesen ist. Eine Saat, die damals gesät worden ist und nun langsam zur Blüte gelangt; die Rolle der Frauen zur Reformationszeit. In diesen Monaten, in denen Erkenntnisse, von denen ich geglaubt hatte, sie hätten sich nahezu universal durchgesetzt, ins Wanken geraten. In den USA wurde bekanntermaßen ein Mann zum Präsidenten gewählt, und ich sage dieses gewählt sehr bewusst, der Frauen degradiert und in widerlicher Weise über Frauen spricht. Was sind das für Zeiten! Die Welt scheint sich wieder rückwärts zu bewegen. Dabei waren wir doch schon einmal so weit.
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