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“Der Regionalbischof hat eine Scharnierfunktion”

Der 46-jährige Dekan Jonas Schiller wird neuer Regionalbischof im Kirchenkreis Bayreuth. Der Theologe tritt am 1. November die Nachfolge von Dorothea Greiner an, die in den Ruhestand geht, bestätigte Schiller am Donnerstag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Er übernimmt die Aufgabe in einer Zeit der Strukturreformen in der evangelischen bayerischen Landeskirche. Aus den bisherigen sechs bayerischen Kirchenkreisen sollen bis zum Jahr 2030 vier werden, aus den drei Kirchenkreisen in Franken zwei.

epd: Herr Schiller, Sie wissen heute noch nicht, wie der Zuschnitt ihres Kirchenkreises in ein paar Jahren sein wird. Trotzdem haben Sie sich beworben, was hat Sie gereizt?

Jonas Schiller: Veränderungen sind in unserer Kirche der Normalfall. Da ist die Situation nicht anders als bei vielen anderen Stellen in der Landeskirche, auch bei meiner derzeitigen als Dekan. Diese Transformation in gute Strukturen zu führen, möchte ich ermöglichen.

epd: Als Regionalbischof werden Sie aber auch Veränderungen begleiten, die eine Schlankheitskur sind. Wie werden Sie auf Skepsis und Ängste reagieren?

Schiller: Wir müssen alle mit der Realität umgehen. Die Kirche wird kleiner, sie wird nicht verschwinden, aber sie wird sich in ihren Strukturen verkleinern. Es ist klar, dass dies ein schmerzhafter Prozess mit Zumutungen ist. Ich möchte daher Aufbrüche nach Kräften fördern.

epd: Wo wird nach der Strukturreform der Dienstsitz Ihres Kirchenkreises sein?

Schiller: Das ist eine offene Frage. Die kirchenleitenden Organe werden das klären und nach Zweckmäßigkeit entscheiden.

epd: Sie waren einige Jahre Referent der Nürnberger Regionalbischöfin Elisabeth Hann von Weyhern, die jetzt Ihre Amtskollegin sein wird. Was glauben Sie, haben Sie damals fürs neue Amt gelernt?

Schiller: Ja, man kann sagen, ich habe das von der Pike auf gelernt. Ich habe gesehen, dass der Regionalbischof eine Scharnierfunktion hat. Er ist zwischen dem Landeskirchenrat und den Dekanaten und der Basis angesiedelt. In meiner Nürnberger Lehrzeit hat das gut funktioniert.

epd: Sie sind schon in der Welt herumgekommen, waren im Theologiestudium auch in New York, später in Hannover bei der EKD. Aber eigentlich sind Sie doch ein echter Mittelfranke. Was werden Sie tun, damit die Oberfranken das durchgehen lassen?

Schiller: Man sagt allgemein, dass Oberfranken und Mittelfranken gut kompatibel sind, weil sie die sprichwörtliche fränkische Freundlichkeit und ihre Maulfaulheit verbindet. Aber jenseits aller Klischees denke ich, dass das mentalitätsmäßig gut zusammenpasst.

epd: Wenn Sie nun Regionalbischof werden, sind im Landeskirchenrat nur noch zwei statt bisher drei Frauen vertreten. Es gab kürzlich eine Aktion von Theologinnen, die mehr Frauen in der Führungsebene der Kirche forderte. Wie sehen Sie das Anliegen der Frauen?

Schiller: Ich unterstütze es, wenn es mehr Diversität in den Leitungsämtern gibt. Wie man dazu kommt, ist zu diskutieren. Eine Möglichkeit wäre die Quote. Oder wir schauen uns an, welche Faktoren dazu führen, dass sich weniger Frauen auf Leitungsämter bewerben. (00/1886/20.06.2024)