In Zusammenarbeit mit filmdienst.de und der Katholischen Filmkommission gibt die KNA Tipps zu besonderen TV-Filmen:
Am 3. Juni 1924 – vor genau 100 Jahren – starb Franz Kafka und hinterließ eine Vielzahl schriftstellerischer Fragmente, die er an sich zur Vernichtung bestimmt hatte. Entgegen seiner Vorstellung blieben seine Arbeiten jedoch erhalten und sicherten ihm posthum den Ruhm als einer der wichtigsten und einflussreichsten Autoren der Literaturgeschichte. Für Verfilmungen stellt sich angesichts der elliptischen und schwer deutbaren Stoffe immer wieder ein grundlegendes Problem, was Filmemacher aber alles andere als abgehalten hat, sich an Kafka-Adaptionen zu wagen.
Zu den ambitioniertesten filmischen Kafka-Auseinandersetzungen zählt Orson Welles’ Adaption von aus dem Jahr 1962. Der Anfang der 1960er-Jahre bereits auf europäische Finanziers angewiesene US-Regisseur verdichtet die Vorlage zu einem düster-expressionistischen Kinoalbtraum mit einem idealen Hauptdarsteller: Anthony Perkins spielt den kleinen Angestellten Josef K., der eines Tages unter die Aufsicht einer obskuren Justizbehörde gestellt wird.
Sein Prozess schleppt sich dahin, ohne dass der Angeklagte über Sitz, Funktion und Absicht des Gerichts Genaueres erfährt. Versuche, über Frauenbekanntschaften und Mittelspersonen – etwa den von Welles selbst gespielten Rechtsanwalt Hastler – zum Ziel zu kommen, scheitern.
Die Inszenierung fesselt durch ihre optische Brillanz und durch virtuos verfremdete Schauplätze, steht in ihrem barocken Reichtum an Effekten aber der strengen, beherrschten Erzählweise des Romans sehr entgegen. Der “Autor” Welles ist immer präsent und liefert eine sehr persönliche Kafka-Interpretation.
Zuvor zeigt Arte zum 100. Todestag von Kafka die Dokumentation (22.05-23.00 Uhr). Darin geht es um die trotz reicher Forschungslage weiterhin offenen Fragen und auch manche Vorurteile um den zurückhaltenden Autor. Insbesondere sein letzter unvollendeter Roman “Das Schloss” ist Ausgangspunkt für die Widerlegung von Annahmen, Kafka sei depressiv, humorlos oder exzentrisch gewesen. Neuere Recherchen, Fakten vom Kafka-Biograf Reiner Stach und unveröffentlichtes Archivmaterial versuchen ein gerechteres Bild zu zeichnen.