Artikel teilen:

Der Heilige Geist gibt uns Sprache

Der Heilige Geist hat bereits eine bewegte Geschichte hinter sich und weht noch immer in unserer Kirche. Etwa dann, wenn Menschen sich trauen, öffentlich über ihren Glauben zu reden.

„Wer gar nicht weiter weiß, gründet einen Arbeitskreis.“ Dieses Bonmot benennt einen gängigen Ausweg aus einer Verlegenheit. Wenn Christen nicht weiterwissen, wenn uns die Klarheit fehlt oder unbequem ist, dann zitieren wir gerne Johannes 3,8: „Der Geist weht, wo er will.“Der Heilige Geist ist einerseits zu einem Synonym der Verlegenheit geworden, der scheinbar gerechtfertigten Unklarheit. Etwas Vages haftet ihm an. Andererseits ist er Sinnbild der zaghaften Hoffnung, dass Gott deichseln kann, was uns Menschen unmöglich erscheint. Warum brauchen wir beherzte Reformen, wenn Kirchengliederzahlen und finanzielle Mittel in den nächsten Jahren zurückgehen? Der Geist weht doch, wo er will. Manchmal muss ausgerechnet dieser quirlige Wirbelwind menschlichen Stillstand rechtfertigen.

In seinem Wehen ist der Heilige Geist nicht vage

Der Geist ist unverfügbar. Das stimmt. Nicht zu haben ohne die Überraschung, das Erstaunliche. Überhaupt „haben“ wir ihn nicht. Wenn schon, dann hat er uns. Unverfügbar ist er, der Heilige Geist. Und doch beschreibbar. In seinem Wehen ist er nicht vage, sondern eindeutig. Sein Wirken ist nicht unklar, sondern schafft Klarheit. Und er ist weit davon entfernt, uns Christen die Verantwortung abzunehmen. Vielmehr passt auf das Wirken des Geistes nur eine Antwort: menschliche Verantwortung. Gottes Geist hat Geschichte, und er macht Karriere in unserer Bibel. Die Kindheit: Das Volk der Israeliten war endlich angekommen im gelobten Land. Das Buch der Richter erzählt, wie schwer es war für das Völkchen aus der Wüste. Mühsam hatte es sich zu behaupten gegen unzählige Feinde. Gefahr war überall, um 1000 vor Christus. Im 3. Kapitel, Verse 7–11, ist nachzulesen, wie sich der Geist am Anfang zeigte: In Notsituationen fanden sich aus heiterem Himmel immer wieder charismatische Anführer mit den rettenden Ideen zur rechten Zeit.

Neue Nähe zwischen Mensch und Gott

Einzelne wirkten mit einer Kraft, die man ihnen nicht zugetraut hätte. Für das bedrängte Volk war es „ein Stück vom Himmel“. Gottes Geist, den sein Volk hier am Werk sah, holte die Menschen aus Lähmung heraus, aus Resignation und einer Rette-sich-wer-kann-Stimmung. Er schuf Zusammenhalt, machte handlungsfähig und bewahrte vor dem Untergang.Die Jugend: Im 6. Jahrhundert vor Christi Geburt wurden die Israeliten ins Exil nach Babylon verschleppt. Unter ihnen war der Prophet Hesekiel, der einen revolutionären Entwicklungsschritt des Geistes ankündigte: Nicht nur einzelne Menschen, sondern das ganze in der Fremde gebeutelte Volk werde der Geist anwehen. So ist es bei Hesekiel im 11. Kapitel (Verse 16–20) zu lesen. Und seine Wirkung: Es soll ein neues Herz sein. Ein Herz, das eine neue Nähe, eine neue Vertrautheit zwischen Mensch und Gott schafft. Nähe und Vertrautheit, die vorher abhanden gekommen waren. Was waren das für große Worte in der babylonischen Fremde! Sie waren eine Verheißung von Zukunft. Sie waren nicht mehr zu vergessen.

Weiterlesen