Auf einmal steht der Tod in der Tür und will den “Brandner Kaspar” holen. Der Büchsenmacher trinkt mit dem Gast Kirschgeist und trotzt ihm beim Kartenspiel weitere Lebensjahre ab. Das ist die Story des legendären Stücks.
Der Münchner Schriftsteller und Wissenschaftler Franz von Kobell (1803-1882) veröffentlichte 1871 in den “Fliegenden Blättern” eine oberbayerische Mundarterzählung über den “Brandner Kaspar”. Sie handelt von einem Schlosser und Jagdgehilfen am Tegernsee, der dem Tod, dem “Boandlkramer”, beim Kartenspiel und mit “Kerschgeist” (Kirschgeist) ein Schnippchen schlägt. Er holt 18 Jahre mehr Lebenszeit beim Falschspielen heraus. Der Ururgroßneffe von Kobell, Kurt Wilhelm (1923-2009), bearbeitete und inszenierte 1975 das Werk seines Vorfahren und brachte es im Münchner Residenztheater heraus. Dort lief das Volksstück über Jahrzehnte und wurde zum Kult.
Das Bayerische Fernsehen zeigt bis heute immer wieder die Verfilmung der Inszenierung. Fritz Straßner als “Brandner”, Toni Berger als “Boandlkramer” und Gustl Bayrhammer als “Portner Petrus” waren die beliebten Protagonisten. Vor allem die Szenen im barocken bayerischen Himmel, in den kein “Preiß” hineinkommt, weil es “sonst kein Paradies” wäre, und mit den vielen Heiligen sind allseits bekannt. Als das Stück abgesetzt wurde, weil die Schauspieler nach und nach wegstarben, nahm sich nach anfänglichem Zögern Christian Stückl des Stoffs an.
Am 7. April 2005 war Premiere der Neuinszenierung am Münchner Volkstheater. Seit 20 Jahren stehen seither als Brandner Alexander Duda, weithin bekannt auch als Chef der “Rosenheim-Cops” im ZDF, auf der Bühne sowie als Boandlkramer Maximilian Brückner, einst “Tatort”-Kommissar in Saarbrücken und bald neues Herrchen von “Kommissar Rex”. Dazu kommen die Riederinger Musikanten als Bauern und Jagdhelfer.
Die dazugewonnene Lebenszeit macht dem Brandner letztlich nicht viel Freude. Er muss seiner tragisch verunglückten Enkelin ins Grab schauen. Am Ende wagt er mit dem Boandlkramer den Blick ins Paradies und entscheidet sich, dort zu bleiben, so dass die himmlische Ordnung wieder hergestellt ist.