Mit Geduld und High Tech haben Denkmalschutz-Experten ein 500 Jahre altes Holztafelbild des Freisinger Doms St. Maria und St. Korbinian gerettet. Der spätgotische Altaraufsatz aus dem Jahr 1495 habe aufgrund mangelnder Luftfeuchtigkeit in den vergangenen Jahrzehnten unter „Trockenstress“ gelitten, teilte das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege am Dienstag mit. Dadurch habe sich das Holz zusammengezogen und die Farbe sei abgeblättert. Ähnliche Effekte könnten die Folgen des Klimawandels auf Kulturgüter haben, weshalb das Projekt wegweisend sei, erklärte Generalkonservator Mathias Pfeil: „Das gewonnene Wissen lässt sich national und international übertragen.“
Bei dem auf zwei Jahre angelegten Freisinger Pilotprojekt wurde das Tafelbild zunächst in eine Klimabox gesetzt. Mit einem eigens konzipierten Messsystem zeichneten Experten dann die Bewegungen am Holz und an der Malschicht auf und führten Simulationen durch, um zu verstehen, „wie Feuchtigkeit und Temperatur miteinander interagieren“. Danach wurde eine „Befeuchtungsmethode“ entwickelt, so dass der Holzgrund des Gemäldes sich langsam wieder ausdehnen konnte.
Mithilfe des Projekts habe man Strategien für den Umgang mit Klimaschwankungen entwickeln können, um „historische Objekte besser vor den Folgen von Austrocknung, Spannungen und Schäden“ zu schützen”, sagte Constanze Fuhrmann von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), die das Projekt gefördert hat. Ergebnis sei ein Handlungsleitfaden für ähnlich gelagerte Problemfälle, der jetzt auf der Homepage des Denkmalamts zur Verfügung steht.
An dem Projekt mitgewirkt haben den Angaben zufolge das Bamberger Kompetenzzentrum Denkmalwissenschaften und Denkmaltechnologien (KDWT), die Technische Universität München (TUM) sowie die restauratorische Beratungs-gesellschaft „Care for Art“. Im Unterauftrag beteiligten sich das Institut für Diagnostik und Konservierung an Denkmalen in Sachsen und Sachsen-Anhalt e.V. (IDK) sowie das Fraunhofer Institut für Bauphysik (IBP). (1115/01.04.2025)