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Debatte um Veteranentag: Dank an Soldaten – Warnung vor Militarismus

Die Deutschen tun sich schwer mit ihrem Militär. Der am Sonntag erstmals begangene Veteranentag ist deshalb umstritten. Der Verteidigungsminister dankt den Soldaten – die Friedensgesellschaft warnt vor Militarismus.

Anlässlich des ersten Veteranentages am Sonntag hat Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr für ihren Einsatz gewürdigt und auf zusätzliche Anforderungen eingeschworen. “In den vergangenen zweieinhalb Jahren konnte ich hautnah miterleben, wie hochprofessionell unsere Truppe arbeitet: bei Übungen im In- und Ausland, im Kampfpanzer oder Eurofighter, an der Ostflanke in Litauen. Aber auch, als die Bundeswehr Bürger aus dem Sudan evakuiert hat”, sagte Pistorius der “Rheinischen Post” (Samstag).

Der Minister betonte, die zehn Millionen Veteraninnen und Veteranen – also aktive Soldatinnen und Soldaten sowie ehemalige – hätten Respekt verdient. “Die Anforderungen an die Soldatinnen und Soldaten werden in Zukunft sogar noch steigen. Die Bedrohungslage hat sich in den vergangenen Jahren verschärft. Wir müssen klarmachen: Wir können unser Land und das Bündnis verteidigen, wenn es angegriffen würde”, sagte der Minister.

Bundestagspräsidentin Julia Klöckner sprach sich für die Einführung einer allgemeinen Dienstpflicht aus. Auch die Wiederbelebung der seit 2011 ausgesetzten Wehrpflicht sei denkbar, sagte sie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. “Um als Bündnispartner ernst genommen zu werden, brauchen wir eine andere Truppenstärke. Entweder gelingt das auf freiwilliger Basis, oder wir müssen wieder über eine Wehrpflicht nachdenken.”

Den Veteranentag, der am Sonntag erstmals bundesweit begangen wird, würdigte die CDU-Politikerin als wichtiges Zeichen der Anerkennung: “Wenn wir als Parlament die Armee in Einsätze schicken und wenn Abschreckung der Friedenssicherung dient, dann sollte man auch einen Veteranentag feiern”, sagte Klöckner. “Er ist nicht nur Symbol, sondern auch Versprechen, die Versorgung und Fürsorge für die Veteranen zu verbessern. Denn der Dienst als Soldat endet nicht mit dem Ablegen der Uniform. Er kann neben erfüllender Sinnhaftigkeit auch lebenslange psychische und körperliche Nachwirkungen mit sich bringen.”

Der Vorsitzende des Bundes Deutscher Einsatzveteranen, Bernhard Drescher, begrüßte die Einrichtung eines Veteranentages. “Er ist ein Ergebnis vom Löcherbohren der letzten 15 Jahre. Das ist ein Tag zum Innehalten und Verstehen. Es tut sich etwas”, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Allerdings seien das Engagement und das Interesse sehr unterschiedlich. Es habe keinen Sinn, wenn sich die Veteranen ihre Wertschätzung selbst organisierten, so wie es vielerorts geschehe.

Die Deutsche Friedensgesellschaft verlangte dagegen die Abschaffung des Gedenktages. Der politische Geschäftsführer Michael Schulze von Glaßer sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland: “Statt Soldaten zu feiern, deren Handwerk es ist, im Ernstfall Menschen zu töten, sollten lieber zivile Helfer wie Krankenpfleger oder Menschen aus dem Katastrophenschutz, die Menschenleben retten, gefeiert werden.”

Mit dem Veteranentag knüpfe die Politik “an alte deutsche Militärtraditionen an, die die Welt schon früher ins Unglück gestürzt haben. Der Veteranentag ist Militarismus pur.”