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Debatte um Migranten-Obergrenze in Klassen geht weiter

Bundesbildungsministerin Karin Prien (CDU) hält eine Obergrenze von Migranten in Schulklassen für “denkbar”; Lehrer- und Pädagogenverbände sehen die Realisierung kritisch. Einig sind sich alle: Es muss etwas passieren.

Ein Höchstanteil von 30 oder 40 Prozent von Kindern mit Migrationshintergrund in jeder Klasse? Bildungsverbände sehen den Vorschlag kritisch – auch wenn der Gedanke dahinter richtig sei. “Das ist eine Ideal-Idee, die an sich einleuchtet. Aber die Umsetzung bringt verschiedene Probleme mit sich”, sagte der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Stefan Düll, am Freitag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Berlin. Eine bessere Durchmischung der Klassen mit deutlich niedrigerem Migranten-Anteil biete beim Deutschlernen große Vorteile. Dies sei aber nicht einfach zu bewerkstelligen.

In seiner Heimatstadt Augsburg etwa habe knapp die Hälfte der Bevölkerung einen Migrationshintergrund. “Wo sollen denn die Kinder herkommen, die für die Durchmischung sorgen?”, so Düll. Zudem sei es auch aus pädagogischer Sicht ratsam, wenn Kinder in ihrem Bezirk eingeschult würden und den Schulweg zusammen machen könnten.

Der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Brand, sagte: “Einer realen Situation mit unrealistischen Vorstellungen zu begegnen, wird niemandem helfen.” Der beste Ansatz, um mit einem hohen Migrationsanteil in Schule umzugehen, sei, “die individuelle Förderung sicherzustellen. Dies gelingt nur in angemessen kleinen Klassen, mit Unterstützung durch multiprofessionelle Teams und in einer lernförderlichen Umgebung.”

Bundesbildungsministerin Karin Prien (CDU) hatte mit Blick auf Dänemark in einem Interview mit dem Sender “Welt TV” erklärt, eine Obergrenze für Migranten in Schulklassen sei für sie auch in Deutschland ein denkbares Modell. Es gebe aber auch andere gut funktionierende Modelle. Entscheidend sei, dass die Kinder Deutsch könnten, wenn sie in die Schule kämen.

“Im Bundesdurchschnitt hatten 2023 etwa 42 Prozent der Schulpflichtigen einen statistischen Migrationshintergrund, in manchen Bundesländern sogar noch mehr”, sagte Prien am Freitag in Reaktion auf die Debatte. Dies bedeute, “dass wir im Umgang mit dem Thema Migration in unserem Bildungssystem besser werden müssen. Kinder – ob mit oder auch ohne Migrationshintergrund – die mit wenig Deutschkenntnissen zur Schule kommen, haben in der Regel große Schwierigkeiten auch in der weiteren Bildungslaufbahn.”

Es gehe ihr darum, über den Tellerrand zu schauen, was andere Länder wie zum Beispiel Dänemark machten. Wichtig sei ein ausgewogener “Mix an Maßnahmen”, die “unaufgeregt und fundiert wissenschaftlich” geprüft werden müssten. Prien betonte weiter, sie setze sich für verpflichtende Sprachtests und gezielte Förderung bereits im Kita-Alter ein, “weil alle Kinder in diesem Land die gleichen Chancen verdienen”.

Schulbildung und Kitas sind in Deutschland Sache der Bundesländer; der Bund kann keine einheitlichen Regeln für Migrationsobergrenzen in Schulklassen oder für verbindliche Sprachtests vorschreiben. Umgesetzt werden kann das nur einzeln in den Ländern oder wenn diese sich auf ein gemeinsames Vorgehen einigen.