Von Veit Hoffmann
Mit einer provozierenden Rede gegen die künstliche Befruchtung hat die Büchnerpreisträgerin Sibylle Lewitscharoff (59) für Empörung gesorgt. Im Dresdner Staatsschauspielhaus bezeichnete sie Menschen, die durch künstliche Befruchtung gezeugt wurden als „Halbwesen“ und „zweifelhafte Geschöpfe“. Wörtlich: „Nicht ganz echt sind sie in meinen Augen, sondern zweifelhafte Geschöpfe, halb Mensch, halb künstliches Weißnichtwas … Meine Abscheu ist in solchen Fällen stärker als die Vernunft“. Die Reproduktionsmedizin sei ein „abartiger Weg“, der sie an die „Kopulationsheime“ der Nazis erinnere, wo blonde Frauen mit dem Samen blonder, blauäugiger SS-Männer versorgt wurden.
Diese Sprache verschlägt mir den Atem. Mit Kunst und deren Vorrecht zum Regelverstoß hat das nichts mehr zu tun. Im Gegenteil, ihre Rede ist böse und dumm. Die Büchnerpreisträgerin schafft es nicht, ihre Meinung zu äußern ohne anderen Menschen die Würde abzusprechen. Die kinderlose Preisträgerin redet daher , als säße sie an einem Stammtisch. Sie stellt sich auf eine Stufe mit dem Journalisten Matussek, der schrieb, dass er nichts gegen Schwule habe, doch sie sollten nicht so viel Theater machen.
Schriftsteller sollten wissen, dass das Wort eine gefährliche Waffe ist. Worte können aufrichten, Hoffnung geben und Zuversicht verbreiten – ja, sogar heilen. Sie können aber auch kurz und klein schlagen. Es gibt Menschen, die tragen böse Worte, die sie einmal getroffen haben, wie schwere Lasten ein Leben lang mit sich herum. Es gibt unglaublich viele „wortversehrte“ Menschen.
Wer seine Sprache, seine Worte nicht im Griff hat, sollte besser schweigen.