Ende September 1939 brachte die Wehrmacht die ersten 3.000 polnischen Kriegsgefangenen in das kurz zuvor eingerichtete Kriegsgefangenen-Mannschafts-Stammlager (Stalag) im niedersächsischen Sandbostel. Auf einem 35 Hektar großen Gelände entstanden über die Jahre mehr als 150 Unterkunfts- und Funktionsbaracken. Bis zur Befreiung durch britische Soldaten am 29. April 1945 durchliefen mindestens 313.000 Gefangene aus mehr als 50 Ländern das Lager.
Die meisten Gefangenen wurden vor allem in der Landwirtschaft zur Arbeit gezwungen, aber auch in der Industrie und in der Rüstungsproduktion. Tausende Kriegsgefangene starben durch Hunger, Seuchen, Erschöpfung und Gewalt. Insbesondere den sowjetischen Kriegsgefangenen versagte die Wehrmacht den Schutz durch das Kriegsvölkerrecht.
Noch kurz vor der Befreiung kamen rund 9.500 Häftlinge aus dem Konzentrationslager Neuengamme und seinen Außenlagern nach Sandbostel. Mehr als 3.000 von ihnen starben während des Transports, im Lager und in den ersten Wochen nach der Befreiung.
Zur Historie von Sandbostel gehört auch die Nachkriegsgeschichte, die das „Prinzip Lager“ an diesem Ort fortgesetzt hat. Nach der Befreiung errichteten die Briten in Sandbostel ein Internierungslager, überwiegend für Angehörige der Waffen-SS. Später wurde es als Strafgefängnis, als Notaufnahmelager für männliche jugendliche DDR-Flüchtlinge und als Bundeswehrdepot genutzt.
1974 übernahm die Gemeinde Sandbostel das Gelände und wies es als Gewerbegebiet „Immenhain“ aus, das in Teilen immer noch besteht. „Es ist gut, Dinge zu vergessen und an dieser Stelle für pulsierendes Leben im Sinne aller zu sorgen“, sagte laut Stiftung Lager Sandbostel im Oktober 1974 der damalige Landrat Walter Hölter. 2013 wurde nach mehrjährigen Provisorien offiziell die Gedenkstätte Lager Sandbostel inklusive einer neuen Dauerausstellung eröffnet.