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“Das Reh fühlt” im Franz-Marc-Museum im Kochel

Blaue Pferde, gelbe Kühe und immer wieder Rehe finden sich auf den Bildern des Expressionisten Franz Marc. Eine Schau widmet sich nun dem scheuen Waldtier in der Kunst.

Das Franz-Marc-Museum im oberbayerischen Kochel nimmt in seiner neuen Ausstellung vom 14. Juli bis 6. Oktober das Reh in den Blick. Unter dem Titel “Das Reh fühlt” soll diesem nicht nur künstlerisch nachgespürt werden, sondern auch das Verhältnis von Mensch und Tier im Laufe der Zeit reflektiert werden, wie es in der Ankündigung heißt. Zu sehen seien Werke von Franz Marc, Renee Sintenis, Joseph Beuys und Sigmar Polke.

Unter den Tieren – Pferde, Katzen, Esel, Vögel – die Franz Marc (1880-1916) bevorzugt gemalt hat, nimmt das Reh einen besonderen Platz ein, wie es heißt. Dieses Motiv, das sein gesamtes Werk durchziehe, habe auch eine besondere symbolische Bedeutung. Die erzählerische Qualität speise sich aus mittelalterlichen Märchen, romantischer Dichtung und Mythologie sowie Naturbeschreibungen. Darin werde das Reh als besonders graziles, anmutiges Tier geschildert: schutzlos, scheu und mit großen braunen Augen. In diesen Geschichten werde es vermenschlicht und mit dem Weiblichen in Verbindung gebracht.

Marc unterstreiche in seinen Zeichnungen, Aquarellen und Gemälden diese Zuweisungen, heißt es weiter. Zugleich rückten Themen wie Tierschutz in der damaligen Zeit ins Blickfeld. Auch für den Künstler, der in Sindelsdorf und Ried in Oberbayern selbst zwei zahme Rehe besaß, werde der Gedanke, Rehe seien Opfer der menschlichen Zivilisation, zentral. Er sei nicht der einzige, der so denke. In den Werken von Gustave Flaubert über Georg Trakl bis hin zu Walt Disneys “Bambi” (1942) werde das Reh der Grausamkeit der Menschen gegenübergestellt.

Ausgehend von Marcs Gemälde “Rote Rehe” zeigt die Schau laut Mitteilung, dass auch in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts Reh und Hirsch als Opfertiere gesehen werden. Das gelte vor allem für Beuys, in dessen frühen Zeichnungen und Aquarellen der Hirsch häufig auftauche. Sigmar Polke hingegen gehe es in seinen Bildern eher um eine Kritik an kleinbürgerlichen Mythen, mit denen das Reh über Heimatfilm und Waldromantik auch verbunden sei.