Predigttext für den 8. Sonntag nach Trinitatis: Epheser 5,8b–148b Lebt als Kinder des Lichts; 9 die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit. 10 Prüft, was dem Herrn wohlgefällig ist, 11 und habt nicht Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis; deckt sie vielmehr auf. 12 Denn was von ihnen heimlich getan wird, davon auch nur zu reden ist schändlich. 13 Das alles aber wird offenbar, wenn’s vom Licht aufgedeckt wird; 14 denn alles, was offenbar wird, das ist Licht. Darum heißt es: Wach auf, der du schläfst, und steh auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten.
VonChristof Theilemann
Das Phantom der Oper singt betörend schön. Doch es ist eine Ode an die Nacht. Es mokiert sich über die, die aus der Dunkelheit Fürchterliches gemacht haben. Dabei sei es doch die Nacht, die alle Sinne schärfe. Sie sei die Heimat der Musik. Das grelle Licht des Tages zerstöre nur den Zauber.Der Predigttext erinnert mich unwillkürlich an diesen Kontrast. Auch hier kompromisslose Auseinandersetzung zwischen Tag und Nacht, wenn auch in anderer Zielrichtung. Freilich ziehen sich solche Antithesen heute den Vorwurf zu: „Die Welt ist doch nicht nur schwarz und weiß. Da ist so vieles dazwischen, das ausgeblendet wird!“ Deshalb mag unser Bibeltext auf den „religiös Unmusikalischen“ wie eine Moralpredigt wirken, die die Dinge unzulässig vereinfacht. Mit dieser Kritik müssen wir uns auseinandersetzen.„Lebt als Kinder des Lichts!“ Gleich der erste Satz macht deutlich, worum es geht: Um eine Lebensentscheidung, die so oder so gefällt sein will. Mit der Grundunterscheidung zwischen Licht und Dunkel wäre ja zugleich ausgeblendet, was dazwischen ist! Das Morgenrot gibt es nicht ohne den Sonnenaufgang. Solche Entscheidung schärft Jesus in der Bergpredigt ein: „An ihren Früchten sollt ihr sie (die falschen Propheten) erkennen.“
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