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Das Niederdeutsche erhält eine moderne Kulturroute

Zum Ausbau der „Straße des Niederdeutschen“ werden am 28. Juni in Mirow die Kommunen Stavenhagen, Mirow, Altentreptow und Ivenack sowie die Stiftung Mecklenburg eine gemeinsame Absichtserklärung unterzeichnen. Torsten Jahn, Leiter des Fritz-Reuter-Literaturmuseums Stavenhagen, sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorab, was es damit auf sich hat.

epd: Was ist mit der „Straße des Niederdeutschen“ gemeint?

Torsten Jahn: Das Projekt soll die niederdeutsche Sprache und den ländlichen Raum stärken. Ausgehend von der Rastlosigkeit des Begründers der niederdeutschen Literatursprache, Fritz Reuter (1810-1874), soll der norddeutsche Landstrich länderübergreifend für Touristen und Einheimische kultur-touristisch und bildungspolitisch erschlossen werden. Die „Straße des Niederdeutschen“ soll den Austausch von Geschichte, Kultur und Erbe ermöglichen. Sie soll zu Reisen und zur Entdeckung des reichen europäischen Erbes einladen.

Kurz gesagt: Die „Straße des Niederdeutschen“ bezieht sich auf eine historisch fundierte moderne Kulturroute, die die Netzwerkstädte miteinander verbindet. Sie folgt damit Vorbildern wie der „Deutschen Märchenstraße“ oder der „Europäischen Route der Backsteingotik“.

Das Projekt ist wichtig, weil Niederdeutsch zur Blütezeit der Hanse (13. bis 16. Jahrhundert) noch als Weltsprache galt, dann aber zunehmend in Verruf geriet. Dabei ist die niederdeutsche Sprache mit ihren vielen Mundarten ein wesentliches Zeugnis der kulturellen Eigenart. Neben Mecklenburg-Vorpommern wird Niederdeutsch heute noch in Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen sowie in Teilen von Brandenburg, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt gesprochen.

epd: Seit wann gibt es dieses Projekt und woraus besteht es derzeit?

Jahn: Das Vorhaben wird seit August 2024 aus Mitteln der Europäischen Union sowie des Landes MV mit Personalstellen gefördert. Nach einer Vorbereitungszeit erfolgte am 31. Januar 2025 der Startschuss durch die bilaterale Unterzeichnung einer Absichtserklärung zwischen dem Mirower Bürgermeister Henry Tesch (CDU) und mir als Leiter des Fritz-Reuter-Literaturmuseums Stavenhagen.

epd: Welche nächsten Vorhaben sollen umgesetzt werden?

Jahn: Zunächst werden die Fritz-Reuter-Festspiele Stavenhagen eine kulturelle Klammer sein. So wird die Premiere des Theaterstücks „Ut de Franzosentid“ am 28. Juni ab 20 Uhr auf der Kulturbühne Mirow erfolgen. Zudem soll in den kommenden Wochen der seit 2024 in der Reuterstadt Stavenhagen existierende virtuelle Rundgang auf Ivenack erweitert werden.

Geplant ist unter anderem auch, dass zur „Straße des Niederdeutschen“ eine Webseite, ein Podcast und ein Newsletter entstehen sowie Inhalte über Social-Media-Kanäle verbreitet werden. Erstellt werden auch Printprodukte. Ein erster Flyer befindet sich im Druck.