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Das ist der Hammer

Den Bürgermeister von Unna beneide ich nicht. Den müssen doch vor jeder Bürgerversammlung Panikattacken packen: „Liebe Unnaerinnen und Unnaer.“ Ja, versuchen Sie mal, das laut auszusprechen! Wie sollen menschlicher Gaumen und Lippen so etwas artikulieren? Das ist wie Werbung für den Logopäden. Aber vielleicht hat der Bürgermeister ja Tricks in petto wie „liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger“.

Ortsnamen und Ursprungsbezeichnungen sind Fallgruben. Einen Bewohner der Stadt Hamm sollte man nicht „Hammer“ nennen; er bevorzugt „Hammenser“. Das ist auch bei den „Hallensern“ der Fall – wenn man sich in Halle/Saale aufhält. In Halle/Westfalen dagegen heißt es „Haller“.
Neulich hat sich ein Leser beschwert. Bewohner der Stadt „Bünde“ hatten wir „Bündener“ genannt. Völlig falsch. Es heißt „Bünder“. Das andere sind die Menschen aus dem Schweizer Kanton (Grau-)Bünden. Wir geloben Besserung.
Einfach ist das nicht. In Münster wohnen Münsteraner, okay. Aber in Recklinghausen? Da sind es Recklinghäuser. In Oberhausen aber Oberhauser. Wer tief in den Erinnerungen an den Konfi-Unterricht gräbt, erinnert sich eventuell noch, dass Jesus von Nazareth nicht Nazarether genannt wurde, sondern Nazarener.
Wo wir gerade dabei sind: Wir nennen uns Christen. Das kommt von Jesus Christus. Wenn über das „christliche Menschenbild“ schwadroniert wird – wäre nicht schlecht, mal nachzulesen: Was hat dieser Christus eigentlich gesagt und getan? Manch einer hätte danach womöglich ein ähnliches Problem, das „christliche Abendland“ für seine politischen Ideen zu vereinnahmen wie wir es bei der Aussprache von „Unnaerinnen und Unnaern“ haben.