UK 26/2015, Flüchtlinge (Seite 5: „Wie damals“)
Zunächst einmal legen viele Vertriebene Wert darauf, als Westpreußen benannt zu werden, also bitte.
Sicher sind wir geflohen, vertrieben und ausgewiesen worden. Der größte Teil dieser Menschen waren deutschsprachig. Wir kannten Badezimmer, WCs und Küchen. Kanalisation war kein Fremdwort. Der Umgang mit diesen Errungenschaften war uns geläufig. Der Grund für unser Kommen in den Westen war nicht finanzieller Art.
Wohnungssuchende gab es wenig. Nach einem Aufenthalt im Lager bekam jast jeder Wohnungsinhaber eine Familie zugewiesen. Für uns war es auf dem Dorf ein Bauer, der sein Wohnzimmer – etwa 35 Quadratmeter“ – für uns räumen musste. Die näheren Umstände: Plumpsklo über der Miste, Kanonenofen zum Kochen und Heizen. Schlafen auf einem Strohsack. Wir haben überlebt, da es auch viel Gutes gab, und waren dankbar.
Heute müssen Asylanten nicht mehr so hausen, die Ansprüche sind anders und die Vorschriften in vielem ein Hemmnis. Auch ist es nach vielen Jahren des ungestörten Lebens kaum vorstellbar, mit Fremden unter einem Dach zu leben. Ihr Anderssein in Dingen des Lebens wie Sprache und Essen würde uns sehr zusetzen. Da nur „Unterkünfte“ gesucht und eingerichtet werden, bleiben Probleme.
Der Schlusssatz des Kommentars ist voller Hoffnung: „So, wie es damals gelungen ist, viele Menschen aufzunehmen und gut mit ihnen zusammenzuleben, so kann es auch heute wieder sein.“
Horst Narbutt, Arnsberg
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