Die rote Nase und die Schminke im Gesicht verraten auf den ersten Blick den Clown und die Clownin. Der weiße Kittel allerdings macht aus Gianna Matysek Frau Doktor Pille-Palle, und aus Constantin Offel wird Dr. Johannis Kraut. Als Clowndoktoren klopfen sie an die Türen von Patientenzimmern und müssen sich ab diesem Moment überraschen lassen. Denn sie wissen zwar, wer sie hinter der Tür erwartet, aber sie wissen nicht, wie die Atmosphäre im Raum ist.
„Dürfen wir reinkommen?“, fragt Frau Dr. Pille-Palle, als sie und Dr. Johannis Kraut vorsichtig in ein Patientenzimmer der Kinderstation der Frankfurter Uni-Klinik schauen. Die kleine Eylül ist mit ihrer Mutter da, auch im Nachbarbett wird Nicolas von seiner Mutter begleitet. Dr. Kraut bleibt beim Hereinkommen mit seinem Kittel an der Tür hängen, was gleich die Stimmung lockert. Er spielt mit den Kindern mit kleinen roten Kugeln, die sich als weitere Clownsnasen entpuppen. Als Dr. Pille-Palle Seifenblasen durch den Raum pustet, sind die kleinen Patienten begeistert.
Clowndoktoren lockern Klinikalltag auf
Die Clowndoktoren machen „Clownsvisiten“ in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und Hospizen. Ihr Ziel ist es, Freude in die Zimmer zu bringen und den Klinikalltag aufzulockern. Die Idee dazu kam in den 1980er Jahren aus den USA und verbreitete sich schnell. In Deutschland gab es die ersten Clowndoktoren 1993 in der Wiesbadener Dr.-Horst-Schmidt-Klinik.1994 wurde ebenfalls in Wiesbaden der Verein „Die Clown Doktoren“ gegründet. Seit 2004 gibt es den bundesweiten Dachverband „Clowns in Medizin und Pflege Deutschland“, dem rund 20 Vereine angehören.
Mit Improvisation, Puppenspiel, Musik und Pantomime wollen die Clowns Humor und Lachen ans Krankenbett bringen. Sie versuchen, die gesunde, spielerische Seite der jungen Patienten einzubeziehen und Selbstheilungskräfte zu aktivieren.
Für den Wiesbadener Verein sind rund 40 Clowns in Zweierteams unterwegs, jedes Team etwa zwei- bis dreimal die Woche, erzählt Gianna Matysek. Bei rund 2.000 Visiten im Jahr erreichen die Clowns nach eigenen Angaben etwa 50.000 kranke Kinder und Hunderte Senioren in 12 Kliniken, 15 Senioreneinrichtungen und 3 Hospizen, darunter eines für Kinder.
Kinderkrebsstation begeistert von Clowndoktoren
Das Team der Kinderkrebsstation in der Uni-Klinik Frankfurt finde die Clowns und ihre Arbeit großartig, sagt Oberarzt Konrad Bochennek. In der Klinik passierten viele Dinge, die Kindern Angst machen und ihnen wehtun. Ein Lachen wirke befreiend und entlaste schwierige Situationen, „damit wir dann weiterarbeiten können“. Das Lachen habe etwas Ehrliches, denn auch mit krebskranken Kindern gebe es lustige Situationen. „Und es lockert auch uns auf, wenn die Clowns mit uns scherzen“, fügt Bochennek hinzu.
„Wir gehen rein, checken, was läuft hier, und erschaffen etwas Neues“, sagt Constantin Offel alias Dr. Johannis Kraut. Gemeinsam mit seiner Teampartnerin Gianna Matysek klopft er pro Tag an 10 bis 20 Türen, eine fertige Show dafür haben sie nicht. Manchmal treffen sie auf weinende Kinder, die sie nicht erreichen können, das müssen sie akzeptieren. Wenn es jedoch gelingt, die Kinder zum Lachen zu bringen, „dann freut mich das“, sagt der hauptberufliche Clown, „dann weiß ich, dass wir berühren“.
Clowndoktoren über Spenden finanziert
Als Clowns dürften sie auch Schwieriges ansprechen, erklärt Gianna Matysek. Sie erinnert sich an einen krebskranken Jungen, den das Wissen, dass er bald eine Glatze haben wird, sehr beschäftigt habe. Sie und ihr Partner hätten das Thema Haare angesprochen, woraufhin sich eine lustige Situation entwickelt habe. An deren Ende wollten der Junge und ihr Partner ihr die Haare abschneiden, damit auch sie einmal die tolle Erfahrung einer Glatze machen könnte.
Die Clowns werden für ihre Visiten über den Verein bezahlt, der sich aus Spenden finanziert. Die Honorare für Kindergeburtstage oder andere Veranstaltungen seien wesentlich höher, sagen die beiden Clowns. Dennoch schlüpften sie gern in die weißen Kittel, weil sie „von den Kindern sehr viel zurückbekommen“, sagt Gianna Matysek.
