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Claudia Sinnig mit Straelener Übersetzerpreis geehrt

Die Literaturübersetzerin Claudia Sinnig hat am Montagabend den mit 25.000 Euro dotierten Straelener Übersetzerpreis bekommen. Für ihre Übertragung von Ricardas Gavelis’ Roman „Vilnius Poker“ aus dem Litauischen ins Deutsche und ihr übersetzerisches Gesamtwerk wurde sie am Montag in Düsseldorf geehrt, wie die Kunststiftung NRW erklärte. Der mit 5.000 Euro dotierte Förderpreis ging an Andreas Donat für seine Übertragung des Romans „Schatten und Wind“ von Quynh Tran aus dem Schwedischen. Der Preis gehört zu den höchstdotierten Auszeichnungen für literarische Übersetzung in Europa und wird jährlich in Kooperation mit dem Europäischen Übersetzer-Kollegium Straelen vergeben.

Die Jury würdigte Sinnig für ihr differenziertes Sprachgefühl. Sie finde eine Sprache „für jede Szene, jeden Erzählstrang der Geschichte, selbst wenn es ein reinkarnierter Hund ist, dem wir zuhören“. Sie meistere lässige Dialoge ebenso wie seitenlange Beschreibungen von Jazzkonzerten. Vor allem aber schaffe sie einen „endlos variablen, treibenden, magnetischen Rhythmus, der die Leser von Vilnius Poker bis zum Schluss nicht loslässt“. Gavelis (1950-2002) schildert in dem Roman die fiktive Geschichte eines einstigen Freiheitskämpfers in Litauen und sein Leben unter der sowjetischen Okkupation. Das umfangreiche Werk aus dem Jahr 1989 gilt als zentraler Roman über Litauen im 20. Jahrhundert.

Sinnig wurde 1965 geboren, wuchs in Gotha auf und lebt heute im brandenburgischen Oderbruch. Die Literaturübersetzerin und -wissenschaftlerin studierte den Angaben nach Russisch, Englisch und Litauisch in Leipzig, Belgorod und Vilnius. Sie übersetzte Werke von Autoren wie etwa Antanas Škėma, Tomas Venclova und Vaiva Grainytė ins Deutsche. Sinnig schreibt zudem publizistische und wissenschaftliche Beiträge für deutschsprachige und internationale Medien. Für ihre Übersetzungen und ihre Vermittlungsarbeit wurde sie vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Hieronymusring des Deutschen Übersetzerfonds, dessen Trägerin sie von 2023 bis 2025 war.

Förderpreisträger Andreas Donat, geboren 1983, studierte Skandinavistik an der Universität Wien und absolvierte eine Ausbildung als klassischer Pianist in Wien, Berlin und Oslo. Er übersetzt aus dem Norwegischen, Schwedischen, Dänischen und Englischen, unter ihnen Autoren wie Hanne Ørstavik, Rakel Haslund-Gjerrild und Quynh Tran.