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Chronische Darmentzündungen stören den Stoffwechsel massiv

Ein Forschungsteam der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) und des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein hat gezeigt, dass chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) den Stoffwechsel des Körpers massiv zerstören. Das Team des Exzellenzclusters „Precision Medicine in Chronic Inflammation“ (PMI) habe in einer Studie Stuhl- und Blutproben von CED-Patientinnen und -Patienten vor und nach dem Therapiebeginn untersucht, teilte die CAU am Freitag mit. Die Ergebnisse der Studie werden im Fachmagazin „Nature Communications“ veröffentlicht.

CED, wie beispielsweise Morbus Crohn und Colitis ulcerosa, führen zu dauerhaft wiederkehrendem Durchfall, Fieber, Schmerzen und psychischen Belastungen. „Die etablierten CED-Therapien zielen meist auf Prozesse im Immunsystem ab, da diesen Erkrankungen eine fehlgeleitete Immunreaktion zugrunde liegt. Aber weil viele Patientinnen und Patienten auf diese Therapien nicht ausreichend ansprechen, ist es wichtig, auch Krankheitsmechanismen zu verstehen, die über das Immunsystem hinausgehen – etwa auf Ebene des Stoffwechsels“, erklärte Christoph Kaleta, Leiter der Studie und Mitglied im Exzellenzcluster PMI.

Zentrales Ergebnis der Studie sei die Erkenntnis, dass die Stoffwechselaktivität bei CED-Betroffenen sowohl im Darmgewebe als auch im Darmmikrobiom stark reduziert und eng miteinander verknüpft ist. „Wir konnten zeigen, dass es bei CED zu einem Zusammenbruch der metabolischen Wechselwirkungen zwischen Wirt und Mikrobiom kommt. Diese gestörte Kommunikation trägt dazu bei, dass wichtige Schutzmechanismen versagen und Entzündungen weiter verstärkt werden“, erläuterte Kaleta.

Die Modellierungen des PMI deuteten darauf hin, dass eine gezielte Umstellung der Ernährung entzündungsfördernde Stoffwechselprozesse bremsen kann. Es gäbe jedoch nicht eine pauschal wirksame Ernährungsweise, diese müsse individuell an den Stoffwechsel der Patientin oder des Patienten angepasst werden. „Mit dieser Studie haben wir einen Grundstein gelegt, um die Veränderungen im Stoffwechsel von CED-Patientinnen und -Patienten besser zu verstehen“, sagte Jan Taubenheim, Erstautor der Studie. In einem nächsten Schritt sollen die Ergebnisse im Labor getestet und darauf basierende Therapien entwickelt werden, die der Veränderung im Stoffwechsel entgegenwirken.