„Jede Kirche hat auch etwas von einer Arche, die dunkles Unheil draußen hält und Menschen in einen sicheren, geborgenen Raum stellt“, sagte Regionalbischöfin Sabine Schiermeyer in ihrer Predigt beim Familiengottesdienst zum Abschluss der Festwoche „125 Jahre Evangelisch-lutherische Christuskirche Borkum“. Besonderen Nachhall fanden diese Worte angesichts des stürmisch-regnerischen Wetters auf der westlichsten ostfriesischen Insel.
Die Regionalbischöfin erzählte von ihrer Kindheitserinnerung ans „Butzenbauen“ – das Errichten kleiner Höhlen, die zu temporären Zufluchtsorten wurden.
Nur vorübergehend sollte auch der Bau der Borkumer Christuskirche sein. Nachdem sich im Zuge des sich entwickelnden Bädertourismus immer mehr lutherische Familien auf der refomiert geprägten Insel ansiedelten und auch Gäste kamen, wurde im Frühjahr 1899 ein Provisorium gebaut, das als Notkapelle gedacht war. Und 125 Jahre später immer noch benutzt wird!
Der Bau einer richtigen Kirche, fest gegründet und stabil gebaut
„Eine Kirchenbutze wurde hier errichtet, die von außen eher wie eine Straßenbahnhalle aussah und nicht für die Ewigkeit gedacht war. Der Bau einer richtigen Kirche, fest gegründet und stabil gebaut, sollte folgen“, erzählt Schiermeyer. Es kam anders.
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Nach sechs Jahrzehnten erhielt die Kirche einen Anbau: Der Saal wurde um einen Turm erweitert, der Altarraum bekam ein buntes Fenster und die Kirche eine Orgel auf der neuen Empore.
Schiermeyer: „Die Christuskirche hielt als Provisorium“
„Die Christuskirche hielt als Provisorium, weil sie Jesus nicht nur im Namen trug“, sagte Schiermeyer. „Neben ihrem steinernen Fundament war sie aufgebaut auf dem, was mit Jesus in die Welt gekommen war: Auf Liebe, Heilung, Rettung, Trost und Freiheit.“
Rund 1900 Gäste haben bei der von Landesbischof Ralf Meister mit einem Gottesdienst eröffneten Festwoche die verschiedenen Veranstaltungen besucht. Darunter ein Vortrag zur Geschichte der Christuskirche und ein Gospelkonzert mit ökumenischem Chor. 200 Menschen waren allein beim Familiengottesdienst mit dem Titel „Unser Leben sei ein Fest“.
Musikalisch begleitet von Liedermacher Fritz Baltruweit
Musikalisch begleitet wurde er von Liedermacher und Urlaubspastor Fritz Baltruweit. Im Gespräch tauschte sich Baltruweit mit Schiermeyer und dem langjährigen Inselpastor Jörg Schulze über die Christuskirche aus. Schulze freut sich dabei vor allem über eine sehr besondere Gemeinde mit stets gut besuchten Gottesdiensten.
Immer wieder gern betrachte er den Engel Michaela vorne im Chorraum. Dieser entstand 2012 im Rahmen einer Kunstaktion und ist aus dem Holz eines Kirschbaums von Schulzes ehemaliger Gemeinde Melle-Buer geschnitzt worden.
Im Anschluss an den Gottesdienst fand noch ein Sommerfest der Gemeinde statt. Rund um die Kirche und das Gemeindehaus „Die Arche“ gab es einen Bücherflohmarkt, Ponyreiten, Wurst vom Grill sowie Kaffee und Kuchen. „Gut gefallen hat mir, dass trotz der plötzlichen und kräftigen Regenschauer alle Gäste ihre gute Laune behielten“, freut sich Pastor Schulze.