Premiere um ein Jahr verschoben: Der neue “Christliche Religionsunterricht” in Niedersachsen kommt später als geplant. Erste Schulen können das bundesweite Novum aber schon vor dem offiziellen Start erproben.
Der Start eines von katholischer und evangelischer Kirche gemeinsam verantworteten christlichen Religionsunterrichts in Niedersachsen verschiebt sich um ein Jahr. Das neue Unterrichtsfach soll erst am dem Schuljahr 2026/2027 verpflichtend an allen Schulen im Land eingeführt werden, wie ein Sprecher der Landeskirche Hannovers am Montag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sagte. Ursprünglich war die Einführung zum Schuljahr 2025/2026 geplant.
Nach mehrjähriger Vorbereitung hatten die beiden großen Kirchen im Dezember vergangenen Jahres vereinbart, eine neues Fach “Christlicher Religionsunterricht” einzuführen. Der Unterricht soll über die bisherige bloße Kooperation der beiden Kirchen hinausgehen und etwa auf gemeinsamen Lehrplänen basieren. Zum ersten Mal in Deutschland würden damit katholische und evangelische Kirche gemeinsam die Verantwortung für den Religionsunterricht übernehmen.
Momentan wird laut dem Sprecher noch über die Lehrpläne beraten. Anfang September werde der Vertrag für die Einführung des neuen Fachs mit dem Land Niedersachsen unterzeichnet. Im Herbst würden die Lehrpläne für Grundschulen und die Schulen des Sekundarbereichs I, also der Klassenstufen 5 bis 10, veröffentlicht. Die Schulen könnten sie dann voraussichtlich ab dem zweiten Schulhalbjahr erproben und nutzen. Mit Beginn des neuen Schuljahres 2025/2026 würden die Lehrpläne für die berufsbildenden Schulen erarbeitet.
Der Religionsunterricht ist laut Grundgesetz gemeinsame Angelegenheit von Staat und Religionsgemeinschaften. Katholische und evangelische Kirche bieten vielerorts jeweils einen eigenen Unterricht an den staatlichen Schulen an. Bereits seit 1998 gibt es in Niedersachsen die Möglichkeit, dass katholische Schüler am evangelischen Unterricht teilnehmen und umgekehrt, wenn sich aus organisatorischen Gründen kein Unterricht in getrennten Gruppen einrichten lässt. Diese sogenannte konfessionelle Kooperation, die eigentlich als Ausnahme gedacht war, ist inzwischen an vielen Schulen zur Regel geworden.