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Belegschaft des Grimme-Instituts besorgt über geplante Streichungen

Die Belegschaft des Grimme-Instituts hat sich besorgt über Streichungspläne des in wirtschaftliche Schwierigkeiten geratenen Instituts geäußert. Die Belegschaft habe erfahren müssen, „dass ein struktureller Umbau des Hauses – die Abwicklung der Bereiche Grimme-Forschung und Grimme-Medienbildung – durch die Gesellschafter beschlossen wurde“, erklärte die Belegschaft des renommierten Instituts am Montag in Marl. Die Streichung dieser Institutsbereiche, die unverzichtbar für den Wesenskern des Hauses seien, „halten wir strategisch für den falschen Weg“, heißt es in der Erklärung.

Am Freitagabend waren die Gesellschafter des Grimme-Instituts zusammengekommen, um über den Haushalt für das kommende Jahr und die weitere Ausrichtung des Hauses zu beraten. Aufgrund der höheren Tarifabschlüsse und der gestiegenen Energie- und Veranstaltungskosten soll das Institut für das kommende Jahr ein Defizit von mehreren Hunderttausend Euro erwarten. Eine offizielle Bekanntgabe der Ergebnisse oder eine Stellungnahme des Instituts gab es bis Montag nicht. Der Jahresetat liegt bei etwa drei Millionen Euro. Derzeit hat die Einrichtung 13 Vollzeit- und 9 Teilzeitstellen.

Die Sparmaßnahmen für das kommende Jahr bedeuteten auch, dass sowohl der Wettbewerb als auch die Preisverleihung des Grimme Online Award im 24. Preisjahr nicht wie gewohnt stattfinden könnten, hieß es in der Erklärung weiter. Dies sei „im Hinblick auf die Relevanz dieses Preises in der deutschen Medien- und Onlinewelt eine fatale Entwicklung“.

Die Mitarbeitenden des Grimme-Instituts würden für den Erhalt des Hauses auf die Tariferhöhung im kommenden Jahr verzichten und so einen substanziellen Beitrag zur finanziellen Absicherung des Grimme-Instituts im Jahr 2024 leisten, hieß es in der Erklärung der Belegschaft. Auch werde alles getan, um zusätzliche Mittel zu akquirieren. Ein ähnliches Engagement wünsche man sich von den Gesellschaftern und Partnern, um das Grimme-Institut auf eine solide finanzielle Basis zu stellen und so die Arbeit in allen Bereichen des Hauses weiterführen zu können.

Die Direktorin und Geschäftsführerin Frauke Gerlach wird ihren zum 1. Mai 2024 auslaufenden Fünfjahresvertrag nicht verlängern, wie ein Sprecher des Grimme-Instituts bereits am Freitag dem Evangelischen Pressedienst (epd) bestätigt hatte. Die Juristin hatte seit 2014 das Institut geleitet.

Das renommierte Grimme-Institut mit Sitz in Marl hatte im September sein 50-jähriges Bestehen gefeiert. Die gemeinnützige Forschungs- und Dienstleistungseinrichtung, die sich mit Medien und Kommunikation beschäftigt, wurde am 23. September 1973 gegründet. Das Institut vergibt jährlich den Grimme-Preis für hochwertige Fernsehsendungen, den Deutschen Radiopreis und den Grimme Online Award.