Fast 20 Jahre nach den letzten Morden der rechtsextremen Terrorgruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) ist am Sonntag in Chemnitz das bundesweit erste Dokumentationszentrum zu diesen Verbrechen eröffnet worden. Der Lern- und Erinnerungsort nimmt vor allem die NSU-Opfer und ihre Angehörigen sowie die Folgen für die Gesellschaft in den Blick. An der Eröffnung nahmen unter anderem die Ombudsfrau der Bundesregierung für die Opfer und Betroffenen, Barbara John, der Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung, Thomas Krüger, sowie die Tochter des Dortmunder NSU-Opfers Mehmet Kubasik, Gamze Kubasik, teil.
Das Zentrum „Offener Prozess“ mit der gleichnamigen Ausstellung versteht sich als ein zentraler Ort für die Auseinandersetzung mit dem sogenannten NSU-Komplex. Es soll ein Ort der politischen Bildung, des Erinnerns und des zivilgesellschaftlichen Dialogs sein.
Der NSU ermordete zwischen 2000 und 2007 zehn Menschen aus rassistischen und rechtsextremistischen Motiven. Neun der Opfer hatten einen Migrationshintergrund. Das dritte Opfer war der Obst- und Gemüsehändler Süleyman Taşköprü, der am 27. Juni 2001 in Hamburg-Bahrenfeld erschossen wurde. Das fünfte Opfer war Mehmet Turgut. Er wurde am 25. Februar 2004 an einem Döner-Kebab-Imbiss in Rostock mit drei Kopfschüssen getötet. Bis zur sogenannten Selbstenttarnung des NSU 2011 lebten die Mitglieder der Terrorzelle in Chemnitz und Zwickau weitgehend unbehelligt im Untergrund.
Das Zentrum bietet Ausstellung, Begegnungsmöglichkeiten, Archiv und Forschungsbereich. Bund und Land investierten jeweils zwei Millionen Euro. Die Eröffnung ist Teil des Programms der Kulturhauptstadt Europas Chemnitz 2025. Ein zweites NSU-Dokumentationszentrum soll in Nürnberg entstehen.