Rekruten gesucht: Jugendoffiziere der Bundeswehr besuchen zunehmend die Schulen – auch wenn sie niemanden direkt für die Truppe anwerben dürfen. Die Linke warnt vor Militarisierung.
Die von Personalsorgen geplagte Bundeswehr hat ihre Besuche an Schulen und Hochschulen in den vergangenen Jahren deutlich gesteigert. 2020 absolvierten Vertreter der Truppe bundesweit 2.717 Auftritte, wie das Bundesverteidigungsministerium auf eine parlamentarische Anfrage der Linken mitteilte, die den Zeitungen der Funke Mediengruppe vorliegt. Im vergangenen Jahr standen für die Bundeswehr demnach 6.137 solcher Termine auf dem Programm. Die Zahl der Besuche hat sich damit in dem Zeitraum mehr als verdoppelt.
Eine deutliche Steigerung der Termine gibt es ab 2022, also im Jahr des russischen Überfalls auf die Ukraine. Für das erste Halbjahr des aktuellen Jahres gab das Ministerium bereits 3.520 Termine an. Demnach finden die Besuche an Gesamt- und Mittelschulen, Real- und Oberschulen, Gymnasien und Berufsschulen statt.
Die Linksfraktion im Bundestag kritisiert die Präsenz der Bundeswehr in Schulen; dadurch solle die Bevölkerung “kriegstüchtiger” gemacht werden. “Im Kern geht es schlichtweg um das Aufpolieren des Images der Bundeswehr und das Werben bei jungen Menschen für den Dienst an der Waffe”, sagte die Linken-Bildungsexpertin Nicole Gohlke den Zeitungen. Dass auch Minderjährige so von der Bundeswehr umworben würden, sei besonders bedenklich. “Angesichts der Kriegsgefahr wäre mehr Friedensbildung angebracht, statt die Bundeswehrpropaganda in Schulen und Hochschulen anzukurbeln und die Militarisierung der Gesellschaft sowie die Wehrpflicht schleichend durch die Hintertür voranzutreiben”, so die Politikerin.