Ein Leben ohne Smartphone? Das ist auch für viele Grundschulkinder undenkbar. Dennoch kann die Nutzung gravierende Folgen haben. Eine Experten-Kommission soll deshalb eine Strategie für ein Verbot erarbeiten.
Die Nutzung von Sozialen Medien und Handys kann für Kinder ein erhebliches Suchtpotenzial haben. Um Regelungen zu treffen, will Bundesbildungsministerin Karin Prien (CDU) noch vor der Sommerpause eine Experten-Kommission unter Beteiligung der Länder einrichten, kündigte sie am Mittwochmorgen im Deutschlandfunk an. Diese solle eine Strategie für die Umsetzung eines Verbots erarbeiten.
“Es geht um die Gesundheit der Kinder, um die Konzentrationsfähigkeit, ihre Kommunikationsfähigkeit, um ihr Sozialverhalten, aber auch ihre Leistungsfähigkeit”, betonte Prien. Gelinge es nicht, Kinder und Jugendliche vor massiven gesundheitlichen und psychischen Gefahren durch die Nutzung von Handys und Sozialen Medien zu schützen, habe man als Gesellschaft versagt.
Prien verwies dabei auf einen differenzierten Blick: Die Lage bei einem vier-, fünf- oder achtjährigen Kind sei anders zu beurteilen als bei einem 13- oder 14-Jährigen. Es gehe um altersgerechte Regelungen an Schulen, aber auch zu Hause. “Ein Handy hat bei einem Grundschulkind ganz sicher nichts im Kinderzimmer oder abends im Schlafzimmer zu suchen.”
Bei jüngeren Jugendlichen bis zum Alter von 14 Jahren müssten an Schulen klare Regelungen getroffen werden. Das liege am Ende in der Kompetenz der Bundesländer. In Bayern gebe es bereits ein Gesetz, Hessen und Schleswig-Holstein würden sich auf den Weg machen. “Es gibt parteiübergreifend großen Konsens, dass das für jüngere Jugendliche ein Thema ist.” Bei älteren Schülern ab 15 sollten Schulen hingegen eigene Wege gehen können.
Prien, zuvor Bildungsministerin in Schleswig-Holstein, sagte auch, man habe das Thema bisher nicht ernst genug genommen. Andere Länder – auch jene wie Dänemark und Schweden, die digital weiter vorangeschritten sind – würden längst andere Debatten führen.
Ende 2024 hatte bereits Australien ein Social-Media-Verbot für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren verhängt. Das italienische Bildungsministerium kündigte Anfang der Woche an, Handys auch in höheren Klassen zu verbieten. Seit 2024 galt für Schüler im Alter von bis zu 15 Jahren bereits ein Verbot.
Allerdings gibt es auch Kritik an einem möglichen Verbot: Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Stefan Düll, sagte der “Stuttgarter Zeitung” (Mittwoch): “Das klingt für viele reizvoll, ist aber realitätsfern und auch nicht sinnvoll.” Jugendliche müssten lernen, sich in Sozialen Medien zurechtzufinden.