Bei der Suche nach einem Endlager für den hochradioaktiven Atommüll hat die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) weitere Gebiete als nicht geeignet bewertet. Aus einer am Montag von dem bundeseigenen Unternehmen im Internet veröffentlichten Karte geht hervor, dass noch rund ein Viertel der Fläche Deutschlands als möglicher Standort in Betracht kommt und weiter untersucht wird.
Jahrzehntelang war ausschließlich der Salzstock Gorleben an der Grenze im niedersächsischen Landkreis Lüchow-Dannenberg auf seine Eignung als Endlager geprüft worden. 2020 schied er aus geologischen Grünen aus dem damals neu aufgerollten Suchverfahren aus.
Viele der Gebiete, die nun weiter geprüft werden sollen, liegen weiterhin in Niedersachsen. In Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern liegen ebenfalls mögliche Standorte. Auch Regionen in Bayern, Baden-Württemberg, Thüringen sowie Sachsen werden von der BGE als potenziell geeignet ausgewiesen. „Wir halten Wort und veröffentlichen wie im Vorjahr unsere aktuellen Arbeitsstände“, erklärte BGE-Geschäftsführerin Iris Graffunder. „So können alle Menschen sehen, dass es mit der Endlagersuche vorangeht und wie es in ihrer Region derzeit aussieht.“
#Mögliche Wirtsgesteine sind Salz, Ton und Granit
Als sogenannte Wirtsgesteine für das unter der Erde zu errichtenden Endlager kommen Salzstöcke, Ton und Granit infrage. Rund 1.900 Castor-Behälter mit abgebrannten Brennelemente aus Atomkraftwerken und verglasten Abfällen aus der Wiederaufarbeitung sollen für eine Million Jahre möglichst sicher eingelagert werden sollen. Derzeit lagert dieser Atommüll in sechzehn oberirdischen Zwischenlagern in verschiedenen Bundesländern.
2020 hatte die BGE zunächst etwas mehr als die Hälfte der Bundesrepublik als möglicherweise geeignet eingestuft. Im vergangenen Jahr wurde die Fläche eingeengt. Für 2026 ist die Veröffentlichung eines weiteren Arbeitsstandes angekündigt.
Ende 2027 will die BGE einige wenige Standortregionen für die oberirdische Erkundung vorschlagen. Sie sollen durch geowissenschaftliche Messmethoden wie Schallwellen in den Untergrund und Bohrungen auf ihre Eignung hin untersucht werden. Dieser Vorschlag wird dann vom Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) geprüft. Die Entscheidung über die Standortregionen trifft schließlich der Bundestag.
.#Minister fordert rasche Klarheit für betroffene Regionen
Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne) sagte, für sein Bundesland brächten die am Montag vorgelegten Ergebnisse der BGE bislang keine Klarheit. Einzelne Gebiete in Südniedersachsen seien als ungeeignet eingestuft oder hätten die bisherigen Prüfschritte durchlaufen und blieben im Verfahren: „Große Teile der Landesfläche sind jedoch noch unbewertet – und damit weiterhin im Prozess.“ Gleichzeitig mahnte Meyer mehr Tempo bei der Endlagersuche an, „um endlich mehr Klarheit für die betroffenen Regionen zu schaffen“.
Die Grünen-Fraktion im niedersächsischen Landtag mahnte eine umfassende Beteiligung der Öffentlichkeit im weiteren Suchverfahren an. „Wir erwarten, dass der Bund die weiterhin infrage kommenden Standortregionen dabei unterstützt, zügig Regionalkonferenzen einzurichten und die dafür notwendige unabhängige Expertise einzuholen“, sagte die Abgeordnete Britta Kellermann. „Aus den Fehlern der Vergangenheit haben wir für die gegenwärtige Standortsuche gelernt, dass eine umfassende Transparenz und die Beteiligung der Bevölkerung die Schlüssel zu einer erfolgreichen Endlagersuche sind.“