Schlaflose Nächte, Kreislaufprobleme: Hitzewellen belasten Körper und Psyche. Deutschland sei auf solche Katastrophenlagen nicht ausreichend vorbereitet, mahnt die Bundesärztekammer.
Deutschland ist aus Sicht der Bundesärztekammer nicht ausreichend auf Hitzekatastrophen vorbereitet. Die Lage in Südeuropa mit Temperaturen von 30 Grad in der Nacht und mehr als 45 Grad am Tag zeige, welche hohen Gesundheitsrisiken von solchen Wetterlagen ausgingen, erklärte Ärzte-Präsident Klaus Reinhardt am Dienstag in Berlin. Auch in Deutschland sei ein sogenannter Hitzedom in einer stark ausgeprägten Hochdruckzone möglich und werde mit dem fortschreitenden Klimawandel sogar immer wahrscheinlicher.
“Die gesundheitlichen Gefahren von Hitze werden oft unterschätzt, sie sind aber erheblich, im schlimmsten Fall kann der Kreislauf versagen”, sagte Reinhardt. Es fehlten in der Bundesrepublik noch wesentliche Bausteine für eine Hitzeschutz-Infrastruktur. “Für Hochrisikogruppen sollten Kühlwesten angeschafft werden. Wearables zur Temperaturüberwachung könnten hier ebenfalls hilfreich sein.” Sinnvoll wäre auch, dass Hausärztinnen und Hausärzte gemeinsam mit ihren Praxisteams Risikopatienten identifizierten und präventiv ambulant betreuten, so Reinhardt weiter.
“Die bisherigen Hitzeaktionspläne sind nicht ausreichend auf diese extremen Hitzeszenarien ausgerichtet”, sagte auch Martin Herrmann, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG e.V.). “Klare Zuständigkeiten im Katastrophenfall fehlen und Wege, um Schutzmaßnahmen so hochzuskalieren, dass sie alle erreichen, die sie brauchen. Ein flächendeckender, gestufter Notfallplan, der auch vulnerable Gruppen berücksichtigt, ist wirklich überfällig.”
Besonders gefährdet seien in Hitzeperioden ältere Menschen, chronisch Kranke, Obdachlose, Schwangere und Kleinkinder, sagte Herrmann. Er schlug vor, Schutzkonzepte auf sie zu konzentrieren. Denkbar seien Maßnahmen wie ein klimaangepasster Medikationsplan, klimatisierte Hitzeschutzräume in Wohnquartieren und frühzeitige Versorgung mit Kühlhilfen.