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Bund gibt Menzel-Zeichnung an jüdische Erben zurück

Der Bund hat eine Kreidezeichnung von Adolph von Menzel (1815-1905) an die Erben des Breslauer Unternehmers und Kunstsammlers Leo Lewin (1881-1965) zurückgegeben. Wie Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) am Freitag in Berlin mitteilte, hatten die Nazis das Werk Lewin verfolgungsbedingt zwischen 1935 und 1941 entzogen. Über Umwege sei das Kunstwerk in den Besitz des Bundes und zur Kunstverwaltung des Bundes gekommen. Zuletzt befand sich die DIN A 4-große Studie zu einem preußischen Offizier als Leihgabe im Kupferstichkabinett der Stiftung Preußischer Kulturbesitz.

Roth bekräftigte den Willen der Bundesregierung, NS-Raubkunst an die Erben zurückzugeben: „Wir wollen gerechte und faire Lösungen im Sinne der Opfer des nationalsozialistischen Deutschlands.“ Lewin hatte die Zeichnung 1928 zusammen mit 51 weiteren Werken Adolph von Menzels von der
Königlichen Nationalgalerie in Berlin im Tausch gegen Arbeiten von Max Slevogt (1868-1932) aus seiner Sammlung erworben.

Bereits vor Beginn der NS-Herrschaft waren Lewin und sein Textilunternehmen den Angaben zufolge Ziel antisemitischer Anfeindungen in der völkischen Presse. Nach 1933 sei er etlichen nationalsozialistischen Verfolgungsmaßnahmen ausgesetzt gewesen, die zum schrittweisen Verlust seines Vermögens führten. Unter dem Druck der Verhältnisse habe Lewin Teile seiner Kunstsammlung unter anderem in mehreren Auktionen verkauft. Nach der Enteignung seines Unternehmens im April 1938 musste er 1939 nach Großbritannien fliehen. Sein in Deutschland verbliebenes Vermögen wurde beschlagnahmt.