Artikel teilen:

Bündnis gegen Wohnungsnot: 32.285 Menschen in HH brauchen Wohnraum

Das Hamburger Aktionsbündnis gegen Wohnungsnot hat am Dienstag gegen eine Verdrängung obdachloser oder armer Menschen protestiert und Wohnraum für Betroffene gefordert. Am Heidi-Kabel-Platz beim Hauptbahnhof stellte es bildhaft die Zahl 32.285 dar, denn so viele Menschen bräuchten in Hamburg eine Wohnung, teilte das Bündnis mit. Das Aktionsbündnis ist ein Zusammenschluss von Trägern der Wohnungslosenhilfe aus der Wohlfahrtspflege.

„Für 32.285 Menschen in Hamburg, die öffentlich-rechtlich untergebracht sind, brauchen wir dringend Wohnraum“, sagte Frauke Meyn von der Beratungsstelle Barmbek. Zusätzlich gebe es eine hohe Dunkelziffer an Wohnungslosen, die verdeckt obdachlos seien und nicht in den Statistiken auftauchten. „Deshalb ist es so wichtig, den sozialen Wohnungsbau voranzutreiben und gezielt etwas für Wohnungs- und Obdachlose zu tun.“

Das Aktionsbündnis forderte unter anderem eine ausreichende Zahl an Not- und Wohnunterkünften für alle wohnungs- und obdachlosen Menschen sowie einen massiven Ausbau des sozialen Wohnungsmarktes mit Wohnungen, die für Wohnungslose reserviert sind. Auch der „Housing First“-Ansatz müsse ausgebaut werden. Er ermöglicht Obdachlosen im ersten Schritt eine Wohnung und dadurch folgend Perspektiven für ihr Leben.

Zudem brauche es ausreichend finanzielle Mittel für Menschen, die von Armut betroffen sind, sowie leichteren Zugang zu den sozialen Sicherungssystemen, forderte das Bündnis. Der weitgehende Ausschluss von EU-Bürgerinnen und -Bürgern aus den Sozialleistungen müsse beendet werden.

Seit mehreren Monaten gingen Polizei und Ordnungsdienste in Hamburg insbesondere in der Innenstadt scharf gegen obdachlose bzw. bettelnde Menschen vor, kritisierte das Bündnis. Die Not der Menschen durch Vertreibung aus dem Blickfeld drängen zu wollen, sei falsche Politik. Der öffentliche Raum gehöre allen Menschen, auch Obdachlosen und Armen. Betteln sei nicht verboten.

Julien Peters, Straßensozialarbeiter der Caritas, erläuterte: „Die Menschen brauchen die Schlafplätze in der Innenstadt, da es an ausreichend Notschlafplätzen mangelt. Zudem brauchen sie die Innenstadt als Ort des Tagesaufenthalts, denn sie müssen für ihren Lebensunterhalt betteln, weil sie keine Alternativen haben.“

Laut Bündnis sind für fast 40 Prozent der in Hamburg auf der Straße lebenden Menschen Flaschensammeln, Betteln, Straßenzeitungsverkauf, Prostitution oder Unterstützung durch das soziale Umfeld die Haupteinnahmequellen. Es gehe dabei um die Existenzgrundlage und um die Erfüllung elementarer Grundbedürfnisse, hieß es.