In Bremen müssen laut einer Umfrage der Arbeitnehmerkammer etwa drei von zehn Haushalten zu viel Geld für Kalt- und Warmmiete ausgeben. „Gerade Menschen mit wenig Geld sind auf bezahlbaren Wohnraum angewiesen. Aber auch Beschäftigte mit mittleren Einkommen leiden unter steigenden Wohnkosten“, sagte die Geschäftsführerin der Kammer, Elke Heyduck, am Freitag. Bei den unteren Gehaltsgruppen müssten vier von fünf Haushalten mehr als 40 Prozent ihres Einkommens für Miete und Nebenkosten zahlen. Die Arbeitnehmerkammer lässt die Angebotsmieten regelmäßig durch das Institut empirica ermitteln.
Die Mieten steigen laut Heyduck stärker als die Einkommen. Als „zu hoch“ gelten laut EU-Definition alle Kaltmieten, die 30 Prozent sowie Warmmieten, die 40 Prozent des verfügbaren Haushaltseinkommens übersteigen. Menschen, die mehr für Miete und Nebenkosten zahlen, als sie sich leisten können, müssten schmerzhafte Einschnitte in anderen Lebensbereichen in Kauf nehmen.
Seit Jahren fielen deutlich mehr Wohnungen aus der Sozialbindung, als neue, geförderte Wohnungen gebaut werden, erläuterte Heyduck. Weil die Baukosten und die Zinsen steigen, führten Neubauten nicht automatisch zu einer Entlastung durch niedrigere Mieten. Günstige Neubauwohnungen seien nur noch im geförderten Wohnungsbau verfügbar. „Der Bau geförderter Wohnungen darf auch in Zeiten knapper Kassen nicht am Finanzierungsvorbehalt scheitern“, mahnte Heyduck. Sie regte an, die Gewinne der kommunalen Unternehmen zweckgebunden für die Schaffung günstiger Wohnungen zu verwenden.
Die höchsten mittleren Kaltmieten müssen laut der Umfrage mit 10,44 Euro pro Quadratmeter in Bremen-Mitte gezahlt werden. Am niedrigsten seien sie im Stadtteil Blumenthal im Bremer Norden mit 6,49 Euro pro Quadratmeter. Auch in Bremerhaven seien die Mieten im Vergleich niedrig. In keinem Stadtteil liege dort die mittlere Kaltmiete pro Quadratmeter über 6,50 Euro.
In den weniger wohlhabenden Stadtteilen werde auch das Wohnumfeld deutlich kritischer beurteilt als in reicheren Stadtteilen, führte Heyduck aus. So seien in Blumenthal nur 32 Prozent mit dem Freizeitangebot für Kinder und Jugendliche zufrieden, im wohlhabenden Borgfeld seien es 91 Prozent. Ähnlich sei es bei der Belastung durch den Verkehr, der Sicherheit und bei der Bewertung der Sauberkeit.