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Brandanschlag von Saarlouis: Fast sieben Jahre Haft für Angeklagten

Im Fall des Brandanschlags auf eine Asylbewerberunterkunft in Saarlouis im Jahr 1991 hat das Oberlandesgericht Koblenz den Angeklagten zu einer Jugendhaftstrafe von sechs Jahren und zehn Monaten verurteilt. „Der Angeklagte ist schuldig des Mordes in Tateinheit mit besonders schwererer Brandstiftung und mit tateinheitlich begangenem zwölffachen versuchten Mordes jeweils in Tateinheit mit versuchter besonders schwerer Brandstiftung“, teilte das Gericht am Montag mit. (AZ: 4 StE 10/22)

Bei dem Brandanschlag im Jahr 1991 auf die Asylbewerberunterkunft in Saarlouis-Fraulautern kam der damals 27-jährige Ghanaer Samuel Kofi Yeboah ums Leben. Zwei weitere Menschen retteten sich durch Sprünge aus dem Fenster und erlitten Knochenbrüche. Den übrigen 18 Bewohnern gelang es, sich unverletzt in Sicherheit zu bringen.

Die Ermittlungen zum Brandanschlag waren damals nach einem Jahr ergebnislos eingestellt worden. Vor ein paar Jahren hatte die Bundesanwaltschaft wegen neuer Erkenntnisse den Fall übernommen. Das saarländische Landespolizeipräsidium hatte Defizite bei Erhebung, Bewertung und Weitergabe von Informationen bei den Ermittlungen Anfang der 90er Jahre eingeräumt. Die Bundesanwaltschaft hatte im Juli 2022 Anklage gegen den früheren Neonazi Peter S. erhoben.

Der saarländische Landtag beschäftigt sich unterdessen in einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss weiter mit dem Brandanschlag. „Wir werden im Untersuchungsausschuss akribisch und transparent aufklären, wo Justiz, Verfassungsschutz und Politik versagt haben“, erklärte die SPD-Abgeordnete und Obfrau im Untersuchungsausschuss „Rassistische Anschlagsserie“, Kira Braun. „Wir werden daraus Schlüsse für die Zukunft ziehen, auch was den Umgang mit Opfern und Angehörigen angeht.“

Die „Aktion 3. Welt Saar“ hatte Anfang Oktober erklärt, dass der Prozess in Koblenz alles bestätigt habe, was antifaschistische und antirassistische Organisationen bereits damals geäußert hätten: „Es war ein rechter Anschlag mit nationalsozialistischem Hintergrund.“ Polizei, Justiz und Politik hätten damals weggeschaut, Nazis in Saarlouis bagatellisiert und kleingeredet.