Artikel teilen:

Bornowski: Wichtiger als eine Frauenquote sind gute Rahmenbedingungen

In der Debatte um den Frauenanteil in Führungspositionen in der evangelischen Landeskirche sieht die Ansbach-Würzburger Regionalbischöfin Gisela Bornowski eine Frauenquote nicht als Allheilmittel. Auf Leitungsstellen würden sich „tatsächlich meist weniger Frauen als Männer“ bewerben, sagte Bornowski am Donnerstag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Genau deshalb sei es bereits jetzt so, dass Frauen alleine durchs Frausein Vorteile bei Stellenbesetzungen hätten – auch ohne Quote: „Weil die ganzen Gremien, die für die Stellenbesetzungen zuständig sind, wissen, dass es da ein Ungleichgewicht gibt.“

Viel wichtiger ist nach Ansicht von Bornowski, dass sich die Rahmenbedingungen für Führungspositionen ändern. Auch in der Landeskirche herrsche oft noch die Vorstellung, dass man für eine Führungsposition „die Familie und das Privatleben hinten anzustellen hat“, sagte die Oberkirchenrätin. Frauen machten sich außerdem mehr Gedanken über eine Vereinbarkeit von Job und Familie und über ihre Belastbarkeitsgrenzen. „Ich würde sagen: Sie sind achtsamer“, sagte sie. Daher brauche man „flexiblere Modelle“ wie Teilzeit und Stellenteilung, auch über Familiengrenzen hinweg: „Ich denke, wir müssen da sehr viel kreativer werden.“

Solch ein kreativer Ansatz könnte etwa auf Ebene der Regionalbischöfe sein, den Dienstwagen samt Fahrer je nach Bedarf auch in eine Haushaltshilfe oder Nanny für die Kinderbetreuung umzuwandeln. Der Job verlange „viel Flexibilität“, wenn der eigene Partner dies nicht mittrage, solange Kinder im Haus seien, „wird es schwer“.
Darüber hinaus fordert die Regionalbischöfin, die eine von aktuell noch drei Frauen im 13-köpfigen Landeskirchenrat ist, Arbeitsplatz- und Aufgabenbeschreibungen für Leitungspositionen in der Kirche. Solche Leitplanken gebe es nicht. Ein Zustand, der in der freien Wirtschaft vollkommen undenkbar wäre, sagte sie. (00/2033/04.07.2024)