So langsam wird die Sache unheimlich. Wir sind an Loch vier, und schon wieder schlägt Robin ein Ass.
Unterwegs mit Michael und Robin Dickes auf einer Minigolf-Anlage in Castrop-Rauxel, Stadtteil Ickern. Vater und Sohn sind beide ausgewiesene Minigolf-Experten. Um die Sache kurz zu machen: Die Sache mit dem Ass – also dem Einlochen gleich mit dem ersten Schlag – wird sich auch an den anderen der insgesamt 18 Stationen des Parcours fortsetzen. Wahre Könnerschaft.
Natürlich nicht bei mir. Als absoluter Laie habe ich mit den gleichen Problemen zu kämpfen, wie zum Beispiel das Paar mittleren Alters ein paar Löcher weiter: „Wie hält man jetzt noch mal den Schläger?“, fragt sie. Er: „Vielleicht so?“ Ups. Ball wieder nicht getroffen. Doch, jetzt. Ja! Aber viel zu heftig, und der Ball fliegt aus der Bahn. Aber egal. Man lacht. A Mordsgaudi. Das Pärchen hat sichtlich Spaß.
„Man kann Minigolf auf zwei Leveln spielen“, erklärt Michael Dickes. Der 46-jährige Ickerner, Leiter der Organisationsabteilung eines Finanzdienstleisters, betreibt den Sport seit 36 Jahren. „Als Freizeitspaß – dann steht die Geselligkeit im Vordergrund, die gemeinsame Unternehmung mit Freunden oder der Familie“, so Dickes. Ob man den Ball gleich mit dem ersten Schlag einlocht oder erst später – maximal erlaubt pro Bahn sind sechs Schläge –, spielt dann auch eine Rolle; aber nicht die allergrößte.
Oder man ist ambitionierter Vereinsspieler.
Auftritt Robin Dickes, 17 Jahre. Schüler. Robin konzentriert sich. Blickt auf den Ball zu seinen Füßen.
„Wichtig ist die Technik. Der sichere Stand“, erklärt Vater Michael. „Man muss die Handgelenke steif machen und aus den Armen schlagen.“ Schwungphase. Schlagphase. Nachschwingen. Und bloß nicht einfach draufknallen.
Robin macht offenbar alles richtig. Sanft rollt der Ball los. An die Seite des ersten Hindernis. Daran vorbei. Am zweiten. Gegen eine sanfte Steigung. Noch mal eine Bande. Dann ist der Ball drin.
Das Pärchen nebenan hat mittlerweile aufgehört zu spielen und schaut uns mit großen Augen zu. Ja Leute, ich kann das hier auch kaum glauben.
„Minigolf auf diesem Niveau ist Präzisionssport“, sagt Michael Dickes, der einen dritten Platz bei den Westdeutschen Meisterschaften errungen hat. Erfahrene Spieler markieren ihre Abschlagpunkte mit Aufklebe-Ringen. Gefälle einer Bahn, verschiedene Spuren – alles wird genau in Augenschein genommen. Dazu kommen die Bälle: Groß, mittel, klein. Weich, hart, glatt, rau. Vom Flummi bis zur Glaskugel – 620 verschiedene Sorten haben Vater und Sohn Dickes auf Lager. Damit können die Experten alle Bahnen locker meistern: Gerade, Labyrinth, Sprungschanze. Warmes Wetter. Kaltes Wetter.
Aber das muss den gelegentlichen Freizeitgolfer nicht kümmern. Schläger und vier Universalbälle erhält man gegen kleines Geld an der Kasse. Die Regeln sind dort schnell erklärt. Und los geht’s. Die Anlagen sind zudem fast immer in netter Naherholungs-Umgebung. In Ickern zum Beispiel gleich neben dem Freibad. Damit ist Minigolf eine ideale Ausflugs-Idee für fast jeden Personenkreis.
Zum Schluss: ein kleines Kunststück
Und Robin? Der war Deutscher Schülermeister, mit der Mannschaft Jugendweltmeister, Vize-Europameister. Jetzt führt er zum Abschluss ein Kunststückchen vor: Auf der einen Seite seines Schlägers hat er Gummi geklebt. Damit schneidet der den Ball an, gibt ihm eine Drehung – wie beim Billard. Kaum trifft der Ball die Seitenbande, prallt er dort mit unmöglichem Winkel ab. Wie ferngesteuert zieht der Ball eine Pirouette, und ja. Natürlich. Auch diesmal wieder: ein Ass.
• Eine Liste der Minigolf-Anlagen gibt es im Internet unter www.minigolfsport.de unter dem Menüpunkt „Minigolf-Atlas“.