Anlässlich der Erfindung der tastbaren Braille-Schrift für Blinde und Sehbehinderte vor 200 Jahren hat die Christoffel-Blindenmission (CBM) auf die weltweite Bedeutung der Schrift hingewiesen. „Die Blindenschrift ist der Schlüssel zu aller weiterführenden Bildung“, sagte der Abteilungsleiter der CBM, Michael Herbst, in Bensheim dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das treffe insbesondere auf Entwicklungsländer zu, weil dort kein Geld für technische Ersatzsysteme wie Computer mit Sprachausgabe-Programmen vorhanden sei. 1825 hatte der 16-jährige erblindete Franzose Louis Braille (1809-1852) die Schrift aus sechs unterschiedlich kombinierbaren Punkten fertiggestellt. Am 4. Januar ist sein Geburtstag.
„Mit der Braille-Schrift können Blinde und Sehbehinderte lesen und schreiben, mathematische Zeichen und musikalische Noten verstehen“, erklärte Herbst. Die Braille-Schrift werde für alle Sprachen in den unterschiedlichen Alphabeten angewandt. In Industrieländern gebe es zwar auch Computerprogramme mit Sprachausgabe, aber „ohne die Blindenschrift schaffen wir uns gebildete Analphabeten“, sagte der CBM-Experte. In Industrieländern würden Computer mit einer „Braille-Zeile“ gekoppelt. Die Anschaffung für einen Arbeitsplatz in Höhe von jeweils 20.000 bis 30.000 Euro übernähmen die Integrationsämter. In Entwicklungsländern hingegen seien Blinde froh über Braille-Schreibmaschinen und passendes Papier.
Die in derzeit 34 Ländern aktive CBM unterstützt nach den Worten von Herbst Partnerorganisationen vor Ort, Lehrkräfte in der Braille-Schrift zu schulen, Material wie Schreibmaschinen und Tafeln für die Blindenschrift zur Verfügung zu stellen oder Schulgebäude zu bauen. Deutsche Entwicklungshelfer seien inzwischen nicht mehr nötig. Länder, in denen dies gut funktioniere, seien etwa Äthiopien und Kenia. Die CBM hat sich übergreifend die Tätigkeitsbereiche Gesundheit, humanitäre Hilfe und „gemeindebasierte Inklusion“ gesetzt. Die Organisation setzt sich seit mehr als 100 Jahren für die Gesundheit und Teilhabe von Menschen mit Behinderungen weltweit ein.