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Bischof Meier: Mit Prozessionen provozieren – Aufruf zur Wahl

Fronleichnamsprozessionen sollen nach Ansicht des Augsburger Bischofs die Gesellschaft zum Nachdenken anregen. Meier rief am Feiertag zudem zur Wahl auf und dazu, gewissen Gruppierungen eine Absage zu erteilen.

Der Augsburger Bischof Bertram Meier sieht in Fronleichnamsprozessionen ein Mittel gegen Gleichgültigkeit und Unwissenheit. Diese Prozessionen seien eine echte Provokation, sagte Meier laut Manuskript am Donnerstag im Augsburger Dom: “Provocare heißt: hervorrufen, herausrufen. Wenn wir nachher auf die Straße gehen, wollen wir die Menschen provozieren, sie herauslocken aus ihrer Reserve, aus ihrer Gleichgültigkeit und Unwissenheit; ja, vielleicht erwächst daraus sogar eine neue Nachdenklichkeit darüber, was wir denn da tun als katholische Christinnen und Christen.”

Der Bischof ergänzte: “Ich träume davon, dass unsere provokative Prozession sogar zu einer Einladung werden kann, mit uns zu gehen, was bedeutet: sich der Weggemeinschaft mit Jesus anzuschließen.” Es gebe viele Wege, aber die Frage sei, wo sie endeten. “Der Weg, der ans Ziel führt, ins Glück, ins ewige Leben, ist Jesus selbst”, so Meier.

Außerdem rief der Bischof zur Teilnahme an der Europawahl auf: “Die Irrwege, die unser Volk vor knapp hundert Jahren gegangen ist, dürfen sich nicht wiederholen. Wir wollen solche Wege nicht gehen. Sie schaden unserer Stadt, sie schaden unserem Land, sie schaden Europa”, führte Meier aus: “Gehen Sie am 9. Juni wählen und erteilen Sie Gruppierungen eine Absage, die menschenverachtende, demokratiefeindliche und völkisch-nationalistische Ideen fördern wollen. Gerade aus unserer Geschichte können wir lernen, wie ein Volk, das einem Menschen Heil zurief und damit sich selbst und die Welt ins Unheil brüllte.”

Am zweiten Donnerstag nach Pfingsten begeht die katholische Kirche das Fest Fronleichnam. An diesem Tag demonstrieren Katholiken öffentlich ihren Glauben. Dabei drücken sie die Überzeugung aus, dass Gott in Brot und Wein unter ihnen ist. Als sichtbares Zeichen wird eine geweihte Hostie in einem verzierten Schaugefäß, einer Monstranz, feierlich durch die Straßen getragen. Der Name Fronleichnam bedeutet so viel wie “Hochfest des Leibes und Blutes Christi”. Er leitet sich ab aus dem Mittelhochdeutschen. Dabei steht “vron” für Herr und “licham” für Leib.