Artikel teilen:

Bischof Kohlgraf: Synodaler Weg wird nicht als Sonderweg gesehen

Mehr Gelassenheit – das könne die Kirche in Deutschland von anderen lernen, sagt Bischof Kohlgraf. Nach einem Treffen mit Reform-Katholiken aus aller Welt betont er, die Deutschen seien nicht die “Oberlehrer der Welt”.

Der Reformprozess Synodaler Weg in Deutschland wird nach Ansicht des Mainzer Bischofs Peter Kohlgraf in der katholischen Kirche nicht als Sonderweg gesehen. “Wenn wir mit Menschen ins Gespräch kommen, erleben wir großes Interesse, aber keine Ablehnung”, berichtete Kohlgraf im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) über seine Erfahrungen beim Heilig-Jahr-Treffen der Synodal-Teams aus verschiedenen Ländern in Rom. “Wir sind nicht die Oberlehrer der Welt, aber wir haben unsere eigenen Erfahrungen.”

Im Synodalen Weg beraten deutsche Bischöfe und Laienvertreter seit 2019 über die Zukunft der katholischen Kirche. Ausgangspunkt ist eine jahrelange Kirchenkrise, die der Missbrauchs-Skandal verschärft hat. In der Debatte geht es vor allem um die Themen Macht, Priestertum und Sexualmoral sowie um die Rolle der Frauen in der Kirche.

Auch in anderen Ländern haben die katholischen Ortskirchen ähnliche Reformdebatten mit Beteiligung von Laienvertretern auf den Weg gebracht. Am Wochenende verabschiedete etwa der Synodale Weg in Italien sein Abschlussdokument, über das demnächst die Italienische Bischofskonferenz beraten will. Synodalität meint unter anderem mehr Mitsprachemöglichkeiten und weniger hierarchische Entscheidungsstrukturen innerhalb der Kirche.

Deutschland könne von anderen Weltregionen lernen, etwas gelassener zu sein, sagte Bischof Kohlgraf. Deutsche organisierten gerne, andere suchten mit größerer Gelassenheit nach Synodalität.

Mit Blick auf Geschlechtergerechtigkeit zitierte Kohlgraf den Papst, der keine Möglichkeit für das Priesteramt für Frauen sehe: Das Kirchenrecht könne nicht geändert werden, also müssten andere Wege gefunden werden, Frauen in Verantwortung zu bringen. “Genau, wie er es erwähnte, versuchen wir das auch in Deutschland mit Karrierefördermaßnahmen für Frauen, weil es im Moment wohl der einzige Weg ist, dass sie mehr Verantwortung in der Kirche erhalten.”

Auch der Papst erkenne an, dass Frauen im Grunde diejenigen seien, die die Gemeinden hochhielten. “Aber die Ämterfrage ist damit für Leo XIV. nicht zu klären”, sagte Kohlgraf.

Die Kirche in Deutschland beschäftige nach wie vor besonders die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals. “Ich glaube, es wird auch weltkirchlich wahrgenommen, dass wir damit konsequent umgehen”, so der Mainzer Bischof. Missbrauch habe sehr wohl etwas mit Synodalität zu tun, “denn wir suchen nach Strukturen in der Kirche, um etwa die Vertuschung sexualisierter Gewalt von vornherein zu verhindern”.

Kohlgraf führte die deutsche Delegation bei der Heilig-Jahr-Feier an. Zu ihr gehörten die Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Birgit Mock, die Generalsekretärin der Deutschen Bischofskonferenz, Beate Gilles, der frühere Leiter des Büros des Synodalen Wegs, Frank Ronge, sowie die Synodalen Mara Klein, Charlotte Kreuter-Kirchhof und Claudia Nothelle.