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Bischof Gerber: Jüngere Priester wollen mehr Work-Life-Balance

Der Fuldaer Bischof warnt: Der Priestermangel nimmt zu. Und wer sich für einen solchen Beruf interessiere, stoße oft auf Unverständnis. Gerber kündigte neue Leitlinien für die Priesterausbildung an.

Nach Ansicht des Fuldaer Bischofs Michael Gerber tragen eine “zunehmend religiös gleichgültige Gesellschaft” und Skepsis gegenüber kirchlichen Berufen zum langjährigen Rückgang der Zahl der Neupriester bei. Die Frage nach Gott stelle sich weniger als zu früheren Zeiten und der Kirche komme eine immer geringere Bedeutung zu, sagte er Mittwoch dem katholischen Online-Magazin “Kirche und Leben” in Münster. Wer sich dennoch für einen Beruf bei der Kirche interessiert, stoße durchaus auf Unverständnis.

Auch schrecken nach seiner Wahrnehmung viele junge Leute vor komplexeren Herausforderungen zurück. “In den jüngeren Jahrgängen sehe ich immer wieder Priester, die mir signalisieren, dass sie nur bedingt belastbar sind, stärker auf die eigene Work-Life-Balance achten wollen, und sich ungern in Milieus wagen, die ihnen fremd sind”, berichtete er. Gerber ist stellvertretender Vorsitzender der katholischen Bischofskonferenz und deren Kommissionsvorsitzender für geistliche Berufe und kirchliche Dienste.

“Wer heute Priester werden will, braucht eine stabile Identität”, betonte der Bischof. Er müsse Freude daran mitbringen, “auf hohe See” und ins Unbekannte aufzubrechen, betonte er. Zudem kündigte Gerber eine neue Rahmenordnung für die Priesterausbildung in Deutschland an. Die Priesterausbildung basiere zwar bereits auf sehr guten Qualitätsstandards, sei jedoch nicht ausschlaggebend dafür, ob sich Kandidaten bewerben.

Es gelte zu fragen, welche Angebote dazu führten, dass Menschen tiefer in den Glauben fänden und schließlich darin vielleicht eine berufliche Zukunft sähen. Vor wenigen Tagen konnte Gerber in Fulda noch drei junge Männer zu Priestern weihen, für die kommenden Jahre zeichnen sich allerdings keine weiteren Priesterweihen ab. In vielen katholischen Bistümern sieht die Situation ähnlich aus.