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Bischöfin Springhart: Herz und Verstand öffnen für zugefügte Gewalt

Aus Sicht von Landesbischöfin Heike Springhart haben Kirche und Diakonie im Umgang mit sexualisierter Gewalt einen Lernweg zurückgelegt. „Dennoch haben wir noch viel vor uns, um zu einem opfersensiblen Umgang zu kommen“, sagte Springhart laut einer Mitteilung der Evangelischen Landeskirche in Baden vom Montag. Ein Jahr nach Veröffentlichung der ForuM-Studie bleibe es „eine Herausforderung, an allen Stellen genau hinzusehen, Herz und Verstand zu öffnen für die Gewalt, die Menschen in der Diakonie und in der Kirche zugefügt wurde und zugefügt wird, und entsprechend zu handeln“.

Die badische Landeskirche habe drei zusätzliche, unbefristete Vollzeitstellen im Bereich Prävention, Intervention und Aufarbeitung bewilligt. Seit Jahresanfang seien sie alle besetzt. Die novellierte Gewaltschutzrichtlinie der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sehe bei Aufarbeitung und Prävention einheitliche Standards vor. Eine weitere Vereinbarung solle für einheitliche Unterstützungsleistungen sorgen.

Der Aufbau der „Unabhängigen Regionalen Aufarbeitungskommission Südwest“ befindet sich laut Mitteilung im Zeitplan. Das siebenköpfige Gremium soll ab Frühjahr die regionale Aufarbeitung von Fällen sexualisierter Gewalt im Bereich der evangelischen Kirchen in Baden und der Pfalz sowie ihrer diakonischen Werke leisten. Die zwei Vertreter der Betroffenen würden voraussichtlich am Freitag gewählt. Bislang seien im Bereich der Evangelischen Landeskirche in Baden und des Diakonischen Werkes in Baden Fälle von 190 Betroffenen bekannt.

Einem verstorbenen Kirchenmusiker wurde 2024 im Rheinland sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen in den 1960er und 1970er Jahren vorgeworfen. Weil dieser Musiker von Mitte der 1980er Jahre bis 2012 in den Kirchengemeinden Löffingen (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) und Bickensohl im Kaiserstuhl als Organist tätig war, habe die badische Landeskirche mit einem Aufruf nach möglichen Opfern gesucht. Nach weiteren Recherchen in den Archiven und vor Ort werde dieser Fall ab Frühjahr durch die Bergische Universität Wuppertal wissenschaftlich aufgearbeitet. Dies geschehe in Kooperation mit der Evangelischen Kirche im Rheinland. (0121/20.01.2025)